Neben dem Geburtszeitpunkt spielt auch der Geburtsmodus eine wichtige Rolle für die körperliche und psychosoziale Entwicklung des Kindes, konstatierte Dr. Inés Brock, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin aus Halle an der Saale. Das Thema ist relevant, denn der Kaiserschnitt ist längst keine Ausnahme mehr: Im Jahr 2016 kam fast jedes dritte Kind in Deutschland (30,5 %) per Sectio caesarea zur Welt.

Unterschiede zwischen der vaginalen und der Sectio-Entbindung gibt es viele. So werden die Vorgänge von den Beteiligten selbst als eher „natürlich“ oder „apparategesteuert und invasiv“ erlebt. Brock postulierte: „Alle Erfahrungen während der Geburt — auch negative wie etwa bei Interventionen — bleiben bei Mutter und Kind in Erinnerung. Die Reaktivierung dieser Erfahrungen ist bei überwältigenden oder ähnlichen Erlebnissen möglich.“

Sie verwies unter anderem auf eine erhöhte Rate postnataler Depressionen nach Sectio, etwa 10–13 % der Mütter seien davon betroffen. Zudem entwickelten auch etwa 5–10 % der Väter eine Depression, die Lebenszufriedenheit der Mütter sei noch 10 Jahre nach dem Eingriff beeinträchtigt, und auch die per Kaiserschnitt entbundenen Kinder litten im späteren Verlauf häufiger unter psychiatrischen Erkrankungen.