Prof. Dr. Brigitte König, vom Universitätsklinikum Leipzig sowie der Universität Magdeburg, beschrieb eine veränderte Darmmikrobiota bei Säuglingen, die per Kaiserschnitt zur Welt gekommen sind. Sie präsentierte eine eigene Untersuchung mit Bakterienkulturen von 42 Neugeborenen. Diese zeigte eine deutlich verminderte und verzögerte Erstbesiedlung mit E. coli nach Sectio. „Die Besiedlung mit E. coli ist wichtig, weil sie rasch ein anaerobes Milieu schafft, das wiederum Voraussetzung für die Ansiedlung von Bifidobakterien ist“, sagte die Mikrobiologin.

Auch eine Studie mit Gensequenzierung der intestinalen Mikrobiota von 24 Neugeborenen, die in „Gut“ publiziert wurde, zeigt ähnliche Ergebnisse. So war die erwünschte Besiedlung mit Bacteroidetes und mit Actinobakterien (vor allem Bifidobakterien) bei den Kaiserschnitt-Kindern vermindert beziehungsweise verspätet und die Diversität ihrer Darmmikrobiota insgesamt reduziert. Erst nach 24 Monaten waren in beiden Kohorten ähnliche Muster der Darmbesiedlung zu sehen. Darüber hinaus wurde in der Studie eine verringerte TH1-Immunantwort der Sectio-Kinder beobachtet.

Ein systematischer Review bestätigt die verminderte Diversität der Darmmikrobiota im ersten Lebensjahr, wenn die Geburt per Sectio erfolgte. „Obwohl sich die Besiedelung nach einiger Zeit angleicht, ist der anfängliche Unterschied von Bedeutung“, erläuterte König: „Die Interaktion der Bakterien untereinander sowie mit den Wirtszellen im ersten Lebensjahr beeinflusst entscheidend die Ausprägung eines gesunden Metabolismus, einer intestinalen Homöostase und Immuntoleranz.“