_ Das Fach Jugendmedizin wird zunehmend als praktisch wichtiger Bestandteil der Pädiatrie gesehen. Umso erfreulicher ist daher nun die Tatsache, dass 12 Jahre nach der ersten Auflage die neu erarbeitete und auch mit deutlich mehr Abbildungen versehene zweite Auflage erschienen ist. Der bisherige Herausgeberkreis und die Anzahl der Verfasser wurden erweitert, das Thema — nunmehr in 33 einzelnen Kapiteln aufgeteilt — deutlich aktualisiert und modernisiert. Viele Autoren sind auch als Referenten der jährlichen Weimarer Kongresse für Jugendmedizin wohl bekannt und fachlich ausgewiesen.

Großer Wert wird inhaltlich auf die Grundlagen der Kommunikation mit den Jugendlichen, die Entwicklung in der Pubertät in körperlicher und geistiger Hinsicht, psychosomatisch bedingte Erkrankungen, Essstörungen und auch insgesamt viele chronische Erkrankungen in der Pädiatrie gelegt. Darüber hinaus kommen auch die klassischen Fachbereiche wie Kinderkardiologie, Pulmologie, Epileptologie, Rheumatologie, Orthopädie sowie Onkologie mit Hämatologie bei Adoleszenten nicht zu kurz.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Prävention wie auch die medizinische Betreuung von jungen Migranten. Das Thema „Transition“ — inzwischen schon fast eine gute Tradition — wird ebenfalls ausführlich dargestellt. Von einem der führenden Pioniere der Jugendmedizin in der Schweiz kommen wichtige Hinweise zur Ausbildung in diesem Fach.

Der abschließende Serviceteil enthält auf über 20 Seiten zahlreiche Checklisten und Formularvordrucke, Adressen von Netzwerken und Selbsthilfegruppen sowie wichtige Internetadressen. Sehr hilfreich ist der Verweis auf spezielle US-amerikanische und britische Textquellen zur Adoleszenz. Auch das Stichwortverzeichnis ist recht ausführlich gehalten.

Das Buch ist — dem Querschnittfach „Jugendmedizin“ entsprechend — recht klug aufgebaut. Leseaufwand und Erkenntnisgewinn stehen in einem vorbildlichen Verhältnis. Insofern geht auch der Preis für die gut 400 Seiten in Ordnung. Mit für den klinischen Alltag wichtigen Beispielen, Problemstellungen und Algorithmen (leider fälschlicherweise als „Algorhythmus“ tituliert) ist ein Spitzenplatz in Verständlichkeit und praktischem Nutzwert erreicht. Das Buch belästigt seine Leser nicht mit überflüssigem Ballast, es wirkt überzeugend und bewegt sich thematisch immer am jugendmedizinischen Alltag entlang. Es ist so für alle Kinder- und Jugendärzte wie auch für allgemeinmedizinisch tätige Kollegen ein großer Gewinn. Darüber hinaus werden auch Pädagogen und Psychologen aus den spezifischen Kapiteln viele nützliche Informationen schöpfen.

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Bernhard Stier, Nikolaus Weissenrieder, Karl Otfried Schwab

Jugendmedizin

Springer Medizin, Berlin, Heidelberg 2018

ISBN: 9783662527832

59,99 €, eBook 46,99 €