„Kinder sind der Dreh- und Angelpunkt der Influenza“, sagte Prof. Dr. Markus Knuf, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendliche der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden und Kongress-Präsident der diesjährigen DGPI-Tagung in Köln. Kinder im Vorschulalter scheiden aufgrund fehlender Immunität bei Erstinfektion über einen langen Zeitraum hinweg eine große Anzahl an Viren aus, sie haben in Gemeinschaftseinrichtungen eine hohe Exposition und Kontaktrate und verhalten sich oft „unhygienisch“. Zudem stecken sich auch Erwachsene oft bei Kindern an.

Die Krankheitslast durch Grippe sei bei Kindern hoch, sagte Knuf. Zwar verlaufe die Grippe bei ihnen häufig unkompliziert, doch es komme auch hier immer wieder zu schweren Verläufen. So zeigen die Daten des Infektionsepidemiologischen Jahrbuchs meldepflichtiger Krankheiten für 2016, dass die Grippe die höchste Inzidenz bei Kindern im Alter von 4 Jahren hat. Bei 28 % der erkrankten Kinder unter 5 Jahren wurde eine Hospitalisierung erforderlich.

In einer aktuellen Publikation wurden Influenza-assoziierte Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen in den USA ausgewertet. Zwischen 2010 und 2016 wurden 675 Todesfälle gemeldet. Der Median lag im Alter von 6 Jahren. Die jährliche Inzidenz war am höchsten bei Säuglingen unter 6 Monaten (0,66 pro 100.000), gefolgt von der Altersgruppe 6–23 Monate (0,33 pro 100.000). Die Hälfte der verstorbenen Kinder wies keine Vorerkrankungen auf. Den Studienautoren zufolge könnten vermehrte Impfungen bei Kindern sowie bei Schwangeren das Risiko senken. „Eigene Fälle an den Helios Kliniken Wiesbaden bestätigen, dass auch gesunde Säuglinge und Kleinkinder ein relevantes Risiko tragen, an Influenza zu versterben“, berichtete Knuf.

Bislang empfiehlt die STIKO die Impfung gegen Influenza im Kindesalter nur bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge von Grunderkrankungen. „Da Kleinkinder jedoch eine sehr suszeptible Bevölkerungsgruppe sind, sollte eine allgemeine Impfempfehlung für sie diskutiert werden“, so Knuf. Quadrivalente inaktivierte Influenza-Vakzinen (IIV4) sind auch bei 6–35 Monate alten Kindern für alle im Impfstoff enthaltenen Influenza-Stämme immunogen und zeigen eine Wirksamkeit von etwa 60 % [Schuind A et al. Poster ESP17-0277; Claeys C et al. Poster ESP17-0408, ESPID Meeting 2017]. Welche Herdeneffekte eine allgemeine Kinder-Impfung gegen Influenza hätte und welchen Beitrag sie zum Gemeinschaftsschutz leisten könnte, sei noch zu untersuchen, so Knuf.

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