Die periphere Fazialisparese ist die häufigste isolierte Hirnnervenlähmung. Daten aus der Literatur deuten darauf hin, dass infektiologische Ursachen vor allem bei Kindern eine größere Rolle spielen als bislang angenommen [Henkel K et al. Infection 2017;45:147–55].

Leonie Kremp aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Tobias Tenenbaum und Dr. Cihan Papan, Universitätsmedizin Mannheim, berichteten über eine retrospektive Analyse, die der Frage nachging, welchen Anteil Infektionen haben und welche Erreger dabei relevant sind. Ausgewertet wurden die Daten von 136 Kindern und Jugendlichen, die im Zeitraum von 11 Jahren mit der Diagnose einer Fazialisparese in der Universitätskinderklinik Mannheim in Behandlung waren.

Die Fazialisparesen traten gehäuft in den Monaten September bis November auf. Bei einem Fünftel der Patienten konnte direkt oder indirekt ein Erreger nachgewiesen werden, meist eine Neuroborreliose, bei gut einem Drittel trat eine begleitende Infektion der Atemwege auf. Im Liquor wurden per Polymerase-Kettenreaktion (PCR) in einigen Fällen Varizella-Zoster-Viren, Humanes-Herpesvirus-6 und Enteroviren nachgewiesen. In zwei Fällen wurden spezifische IgM-Antikörper im Serum gegen Herpes-Simplex-Virus sowie in je einem Fall gegen Varizella-Zoster-Virus und gegen Epstein-Barr-Virus identifiziert.

„Vor der Therapieentscheidung sollte daher bei Kindern mit Fazialisparese eine systematische Erregerdiagnostik im Liquor sowie eine Untersuchung auf mögliche Begleitinfektionen erfolgen“, betonte Kremp.