_ Der Mensch lebt in Symbiose mit ungezählten Bakterien. Relativ neu ist die Erkenntnis, dass auch die weibliche Brust beziehungsweise die Muttermilch eigene Mikrobiota besitzen. Als Quelle der Bakterien in der Muttermilch wird nicht nur die Haut der weiblichen Brust oder die Kolonisierung der Brustdrüse durch orale, beim Stillen übertragene Bakterien des Säuglings diskutiert, berichtete Dr. Esther Jiménez Quintana, Ernährungswissenschaftlerin an der Complutense Universität, Madrid. Vielmehr gibt es klare Hinweise auf einen entero-mammalen Transport für Bakterien, an dem Immunzellen (dendritische und andere mononukleäre Zellen) entscheidend beteiligt sein sollen.

Untersuchungen im Rahmen des INSPIRE-Projekts an Populationen gesunder Mütter in Afrika, Europa, Südamerika und den USA zeigen nach Aussage von Prof. Dr. Michelle McGuire, Ernährungswissenschaftlerin am Center for Biological Sciences, Washington State University, Pullman, dass zwischen Populationen, aber auch innerhalb von Populationen erhebliche Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch sowie der Muttermilch-Mikrobiome bestehen. Ein normales oder gesundes Muttermilch-Mikrobiom scheint demnach nicht zu existieren, sagte McGuire. „Was in einer Population als normal angesehen werden kann, ist möglicherweise für eine andere suboptimal“.

Zu den Faktoren, die das Muttermilch-Mikrobiom beeinflussen, scheint neben dem maternalen Sekretor- und Gesundheitsstatus auch die Ernährung zu gehören. Ob die Möglichkeit einer Einflussnahme über die Ernährung besteht, lässt sich laut McGuire nur mit kontrollierten Interventionsstudien bestätigen. Laut Dr. Maria Carmen Collado, Institut für Agrochemie und Ernährungstechnologie, Valencia, spielt das Muttermilch-Mikrobiom wahrscheinlich eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Darmflora des Säuglings — und damit für die Gesundheit im späteren Leben.

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Das Mikrobiom in der Muttermilch spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Darmflora des Säuglings.

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