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Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. Dietrich Reinhardt, München

Für eine prospektive Studie zur expressiven Sprachentwicklung im Alter von 30–60 Monaten wurden je 56 Mädchen und Jungen aus englisch und spanisch sprechenden Familien in Florida untersucht. Die Kontrollgruppe bildeten 39 Kinder, die nur englischsprachig aufwuchsen. Alle 6 Monate wurden Sprachenwicklungstests gemacht.

In beiden Gruppen war die Sprachentwicklung linear mit dem sozialen Status der Familie und dem Alter assoziiert. In der bilingualen Gruppe ergab sich ein exponentieller Zusammenhang zwischen der Entwicklung der englischen Sprache und dem Zeitanteil, den das Englische im Familienleben hatte. Der Sprachgewinn im Spanischen verlief dagegen unabhängig von der Expositionsdauer linear. Auch verlief in dieser Gruppe die Entwicklungskurve für die englische Sprache wesentlich steiler. Mit 60 Monaten entsprach das expressive Sprachmuster bereits zu 51,8 % dem von Erwachsenen. Im Spanischen waren es hingegen nur 17,1 %. Die einsprachigen Kinder kamen zum selben Zeitpunkt allerdings sogar auf 73,5 %.

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Beim Erlernen von zwei Sprachen dauert es etwas länger.

© Oksana Kuzmina / Fotolia

Insgesamt lagen die bilingualen Kinder — in Abhängigkeit von einigen Variablen wie dem sozialen Status — beim Erwerb der englischen Sprache 6–12 Monate hinter den einsprachigen Kindern.

Kommentar

Es überrascht, dass das Englische in den zweisprachigen Familien viel besser erlernt wurde als das Spanische. Das spricht dafür, dass die Sprachentwicklung nicht nur in der Familie erfolgt, sondern auch über außerfamiliäre Personen und Institutionen, in denen die jeweilige Landessprache gesprochen wird — zum Beispiel Kindergärten. Das ist wichtig, wenn es um die Integration in ein Gesellschaftssystem geht, für die der Spracherwerb wesentlich ist. Hier ist nicht nur die Unterstützung der Familien etwa über ein Erziehungsgeld sinnvoll, sondern auch die Unterstützung bestimmter Institutionen, wie etwa Kindertagesstätten.