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Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

In dieser „Proof-of-principle“-Studie wurden Daten von 23 Patienten prospektiv analysiert, die im Alter zwischen 2-15 Jahren ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) mit einem Wert von im Mittel 9 auf der Glasgow-Koma-Skala (GCS) erlitten hatten. Davon wurden knapp 20 % als moderat und 40 % als schwer eingeschätzt, rund 60 % wurden beatmungspflichtig und hatten ein subdurales oder epidurales Hämatom, 44 % hatten eine Schädelfraktur. Gut 3 Jahre später wurden die Kinder testpsychologisch nachuntersucht. Zusätzlich fanden strukturierte Elterninterviews statt. Direkt nach dem Unfall wurden sechs Serumbiomarker täglich über 7 Tage bestimmt. Dabei fand sich im Follow-up, dass initial hohe Werte der neuronenspezifischen Enolase (NSE) und tiefe Level des neuronalen Zelladhäsionsmoleküls (sNCAM) später mit deutlicher Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität sowie verminderten Gedächtnis- und exekutiven Funktionen einhergingen. Das sNCAM ist ein membrangebundenes Glykoprotein, das an homophilen Wechselwirkungen beteiligt ist, die die Zell-Zell-Adhäsion erleichtern. Für die parallel erhobenen Biomarker Protein S100B, Interleukin-6 und -8 und für das vaskuläre Zelladhäsionsmolekül sVCAM-1 fanden sich hingegen keine signifikanten Korrelationen.

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10-jähriges Mädchen nach Pferdesturz: Impressionsfraktur mit linkshemisphärischer epiduraler Blutung.

© T. Hoppen

Kommentar

Diese Studie hatte das Ziel, erstmals eine gewisse Vorauswahl von Biomarkern zu treffen, die eine Langzeitprognose beziehungsweise eine Abschätzung der Schwere von kognitiven Beeinträchtigungen und Verhaltensauffälligkeiten wie eine ADHS nach SHT im Kindes- und Jugendalter zulassen. NSE und sNCAM haben demnach eine signifikante Aussagekraft. Diese Ergebnisse bedürfen nun der Überprüfung in einer prospektiven Studie mit größerer Patientenzahl.