Käte Lassen wurde als dritte Tochter einer angesehenen Goldschmiedefamilie in Flensburg geboren. Sie wuchs mit sieben Geschwistern auf. Die Eltern erkannten ihr künstlerisches Talent und ermöglichten ihr den Besuch der Hamburger Gewerbeschule, wo sie die zeichnerischen Grundkenntnisse erwarb. Entscheidenden Einfluss auf Lassen aber hatte die „Damenakademie des Künstlerinnen-Vereins“ in der damaligen Kunstmetropole München, die sie von 1898 bis 1904 besuchte. Lassen galt als hervorragende Kunststudentin, nahm gleichzeitig Privatunterricht und hatte sogar ihr eigenes Atelier in München.

figure 1

Käte Lassen „Hilma mit Muscheln“ (1933)

© Museumsberg Flensburg

Leben im Fischerdorf

Von 1905 bis 1910 hielt sie sich im Sommer an der Westküste Jütlands auf und malte häufig Frauen am Meer. In einem Fischerdorf an der Flensburger Außenförde galt ihr Interesse dem dortigen Alltagsleben. Zwischenzeitlich betrieb sie Aktstudien beim Besuch von Akademien in Paris, doch es überwog die Sehnsucht nach dem Norden. So arbeitete sie bis zu ihrem Lebensende in ihrem Atelier im elterlichen Wohnhaus in Flensburg. Dort entstand auch ihre Flensburg-Mappe „Aus den alten Winkeln der Stadt“ mit 13 Lithografien sowie Wandgemälde in Schulen und Glasfenster in Kirchen.

Zwischen den Weltkriegen schuf Käte Lassen gesellschaftskritische Werke zum Straßenleben der Armen in der Nachkriegszeit in Berlin sowie Zeichnungen für ein Kinderbilderbuch. Sie fertigte aber auch Skulpturen und Holzschnitte an. Bis 1933 standen vor allem Aufträge für Glasfenster im Deutschen Haus, im Franziskus-Krankenhaus und in mehreren Kirchen in Flensburg und Umgebung sowie für Privathäuser im Vordergrund. 1930 hatte sie sich nach Dänemark in das Fischerdorf Stenbjerg an der Westküste Jütland zurückgezogen.

Zwei Weltkriege überstanden

1933 entstand ihr Gemälde „Hilma mit Muscheln“. In ihrem Kinderbuch hatte sie bereits das Leben der Fischerkinder mit Muscheln, Seesternen und Steinen in einer eigenwilligen grafischen Auffassung dargestellt. Das Figurenbild Käte Lassens entwickelte sich vom Jugendstil, über den Expressionismus bis zur Neuen Sachlichkeit. In ihren Grafiken, ihrer Malerei, den Glasfenstern und Wandbildern hat sie einen eigenen unverkennbaren Stil geprägt.

1940 erhielt Käte Lassen aus Anlass ihres 60. Geburtstages den Kulturpreis des Landes Schleswig-Holstein. Zwischenzeitlich versuchten die Nationalsozialisten, die Künstlerin zu vereinnahmen. Lassen lehnte dies ab. Daraufhin wurden ihre Ausstellungen in Flensburg, Hamburg und Kiel negativ beurteilt. Von 1945 bis 1950 erhielt sie wie schon während des Ersten Weltkriegs erneut ein Einreiseverbot nach Dänemark. Ihr Haus in Stenbjerg wurde beschlagnahmt. Zu ihrem 70. Geburtstag bekam sie es zurück. Die Stadt Flensburg ehrte sie mit einem Leibrentenvertrag.

Im Frühjahr 1956 erlitt sie einen Unfall vor ihrem Wohnhaus in Flensburg. Im Sommer konnte sie nochmals nach Stenbjerg reisen. Am 22. Dezember starb Käte Lassen an den Folgen ihres Sturzes im Alter von 77 Jahren. Ihren letzten Auftrag, Glasfenster in der Flensburger Marienkirche, konnte sie nicht mehr zu Ende führen. Käte Lassen, die ihr Leben ganz der Kunst widmete, lebt vor allem in diesen von ihr gestalteten Kirchenfenstern fort. Der Maler Emil Nolde beschrieb sie mit den Worten: „Ja, sie ist ganz anders. Aber sie ist ganz wahr und sie hat es sich nie leicht gemacht. Ich achte sie sehr.“ Heute sieht man Käte Lassen als Grenzgängerin der Moderne.