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Dr. med. Ulrich Mutschler, Hamburg

In den letzten zehn Jahren hat sich die Rate von Kindern mit Baumnuss-Allergie in den USA um das Dreifache auf insgesamt 1 % erhöht. Wie bei Erdnuss-Allergien tendiert auch diese Überempfindlichkeitsreaktion zur Persistenz im Erwachsenenalter und kann schwere Reaktionen einschließlich Anaphylaxien auslösen. US-amerikanische Forscher von der Universität von Michigan in Ann Arbor haben nun Daten zu oralen Provokationen mit Nüssen aus acht Jahren (2007–2015) publiziert. Dabei wurden einerseits alle nicht verblindeten Testungen von Patienten mit Sensibilisierung auf Erd- und Baumnüsse analysiert, die bis dahin keine klinischen Symptome gezeigt hatten, andererseits auch Tests von Patienten mit Erdnuss-Allergie, die Baumnüsse von sich aus mieden.

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Bei einer Nussallergie sollten nicht alle anderen Nüsse in einen Topf geworfen werden.

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Bei insgesamt 156 durchgeführten Provokationstests mit 109 Patienten zeigten 86 % keine allergische Reaktion; dabei hatten 79 % der Fälle ein spezifisches IgE unter 2 kUa/l. Lag nur eine Sensibilisierung mit leerer klinischer Anamnese vor (n = 43), zeigten 91 % bei der Provokation keine Reaktion. Patienten mit einer bekannten Baumnussallergie (n = 54) wiesen nur bei circa einem Viertel eine weitere Allergie gegen andere Baumnüsse auf.

Sogar Patienten mit Anaphylaxie (n = 21) konnten in 71 % der Fälle andere Nüsse vertragen. Positive Reaktionen waren am häufigsten, wenn anamnestisch zuvor Angioödeme im Gesicht aufgetreten waren. Der Hauttest mit einer Quaddelgröße von < 3 mm zeigte auch bei der oralen Provokation zu 96 % ein negatives Ergebnis, während Patienten mit echter Allergie meist größere Quaddeln aufwiesen (3–20 mm; Mittelwert 9 mm).

Zusammenfassend zeigten sich bei 22 (14 %) Provokationen positive Testergebnisse, 16 der Kinder waren allergisch auf eine weitere Nuss, 6 der Kinder hatten bis dahin Baumnüsse aufgrund anderer Allergie vermieden. Bei 14 Kindern lag der spezifische IgE-Spiegel unter 2 kUA/l. Am häufigsten waren allergische Reaktionen auf Cashewnüsse (n = 6), gefolgt von Walnüssen (5), Pistazien (4), Hasel- und Pekannüssen (je 3) sowie Paranüssen (1), während bei Mandeln keine Allergien nachweisbar waren.

Bei den Kindern mit Erdnussallergie, die auch andere Nüsse mieden, hatten 20 % gleichzeitig eine echte Baumnuss-Allergie, 65 % wiesen eine Sensibilisierung auf und 15 % nannten nur psychologische Gründe für die Vermeidung ohne jedes klinische Symptom oder Laborbefund. Bei 68 Provokationstestungen von 46 Erdnussallergikern zeigte sich bei 96 % der Tests keine Reaktion. Bei den 44 Patienten mit Sensibilisierung und den 9 in der Anamnese allergisch reagierenden Kindern konnten nur in 3 Fällen eine positive Reaktion festgestellt werden.

Kommentar

Aus reiner Ängstlichkeit oder falsch verstandener Vorsicht sollte von bestimmten Nahrungsmitteln, insbesondere Baumnüssen, in der Praxis nicht ohne Testung abgeraten werden. Nachdenkenswert ist dabei allerdings auch, dass zwar der größte Teil von Patienten mit sIgE-Werten unter 2 kUA/l keine Reaktion zeigte, aber eben doch auch mit 14 zu den 22 positiv verlaufenen Provokationen beitrug. Bessere Korrelationen zeigten sich beim Durchmesser der Quaddel im Pricktest. Um zu klaren Aussagen zu kommen, ist folgerichtig immer noch eine orale Testung unter entsprechenden fachlichen Kautelen die beste Methode. Übrigens scheinen Mandeln keine Kreuzreaktionen bei Erdnussallergikern hervorzurufen.