_ 29 Erkrankungen sind impfpräventabel. Viele weitere Impfstoffkandidaten, zum Beispiel gegen Chlamydien, HIV, Tuberkulose und CMV, befinden sich derzeit in der Entwicklung, allein bei der Firma GlaxoSmithKline sind es derzeit 15. Bis ein Impfstoff zur Anwendung kommt, verstreichen in der Regel 10–15 Jahre. Die Produktion einer Vakzine kann etwa bei Kombinationsimpfstoffen bis zu 26 Monate dauern. 70% dieser Zeit nehmen Sicherheitskontrollen in Anspruch.

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Impfungen werden nicht immer konsequent eingesetzt. In Deutschland etwa kommt es in regelmäßigen Abständen zu Masernausbrüchen.

© GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG

Durch weltweite Impfprogramme sollen nach den Pocken weitere Infektionskrankheiten ausgerottet werden — so auch die Masern. Laut Schätzungen der WHO gehören sie weltweit zu den führenden Todesursachen bei Kindern unter 5 Jahren. Alle Regionen der WHO haben sich zum neuen Ziel gesetzt, Masern spätestens bis zum Jahr 2020 auszurotten. Als besiegt gelten die Masern in Europa momentan in den skandinavischen Ländern sowie Albanien, Slowenien, Portugal und Ungarn. Regelmäßig werden jedoch noch große Ausbrüche gemeldet vor allem in Kirgisistan, Kasachstan und Bosnien-Herzegowina. Aber auch in Deutschland wurden im Jahr 2015 über 2.400 Masernfälle registriert. Damit gehört es aktuell zu den 14 verbleibenden europäischen Ländern, in denen die Viren noch heimisch sind. Grund hierfür sind zu geringe Impfraten.

Anstelle der für eine Ausrottung notwenigen Durchimpfungsraten von über 95% für zwei Impfungen liegt die Impfquote in Deutschland bei Kindern im Alter von 24 Monaten bei nur 73,7%. „Prävention durch Impfung ist Opfer seines eigenen Erfolges“, erklärte Dr. Hedwig Roggendorf, Zentrum für Prävention, Ernährung und Sportmedizin am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Die niedrigen Impfraten in Deutschland kommen zustande, da Infektionskrankheiten und ihre Komplikationen durch die Impfung zurückgedrängt werden und aus dem Bewusstsein der Bevölkerung verschwinden. Nicht mehr die Schutzwirkung der Impfung steht im Fokus, sondern immer häufiger ihre möglichen Impfkomplikationen. Noch dazu werden Impfungen häufig vergessen, da adäquate Erinnerungssysteme fehlen.

Die Masernhochburgen finden sich in Bayern, Baden-Württemberg und Berlin. Die Erkrankungsfälle der ersten Monate 2017 liegen schon weit über denen von 2016. „In Bezug auf die Masern fürchte ich mich schon ein bisschen vor dem weiteren Verlauf dieses Jahres“, sagte Roggendorf.