_ Jede Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist individuell ausgeprägt und verändert sich im Zeitverlauf. Im Rahmen eines Symposiums von Shire auf dem DGKJP-Kongress 2017 beleuchteten ADHS-Experten aus Klinik und Praxis wichtige Einflussfaktoren der ADHS im Wandel. Dr. Bodo Müller vom St. Marien-Hospital Düren lenkte den Blick in seinem Vortrag auf wichtige Stationen auf dem Weg von der Kindheit ins Erwachsenenalter, die eine Anpassung der ADHS-Therapie erfordern können.

Bedeutende Wegmarken seien die Einschulung, der Wechsel auf die weiterführende Schule, die (Prä-)Pubertät und der Beginn einer Berufsausbildung. Hier gelte es, Risiken im Blick zu haben, rasch zu reagieren und die Therapie immer wieder an neue Bedürfnisse anzupassen.

Um die Funktionalität im Alltag und die soziale Einbindung zu verbessern, sei ab der weiterführenden Schule oft eine Medikation zu empfehlen, die den gesamten aktiven Tag bis in den Abend anhaltend und gleichmäßig abdeckt, sagte Müller. „Idealerweise erreichen wir das mit einer einzigen Medikamentengabe. Das vermeidet Stigmatisierung und wirkt sich positiv auf die Therapieadhärenz aus“, so der Experte. Unter den zur Behandlung der ADHS zugelassenen Stimulanzien ist Lisdexamfetamin (Elvanse®) das Präparat mit der längsten nachgewiesenen Wirkdauer (13 Stunden nach Einnahme).

Prof. Dr. Esther Sobanski von der Rheinhessen-Fachklinik Mainz hob die Bedeutung komorbider psychiatrischer Erkrankungen bei ADHS hervor. Rund 75 % der Kinder und Jugendlichen seien von einer oder mehreren komorbiden Erkrankungen betroffen. Besonders häufig und schwerwiegend hinsichtlich der Folgen sei eine komorbide Störung des Sozialverhaltens (SSV). Denn mit einer SSV steige das Risiko für Suchterkrankungen, Delinquenz und auch andere gravierende psychosoziale Einschränkungen. Sobanski verwies auf Studiendaten zu Guanfacin retard (Intuniv®), die eine positive Wirkung des Alpha2A-adrenergen Rezeptoragonisten sowohl auf die ADHS-Kernsymptomatik als auch auf oppositionelle Symptome gezeigt hatten. Auch bei ADHS mit komorbiden Tics hat sich Intuniv® in einer Metaanalyse als effektive Behandlungsoption erwiesen.