_ Die vorherige Auflage von „EGK im Kindes- und Jugendalter“ datiert noch aus dem Jahr 2009 — also war längst eine Neuauflage fällig. Wieso eigentlich? Beim EKG ändert sich doch nichts? Weit gefehlt! Dieses Buch mit Alleinstellungsmerkmal im deutschsprachigen Raum gibt eine klare Antwort. Neue Themen wie Langzeitverläufe bei angeborenen Herzfehlern bis in das Erwachsenenalter — und diese Zahl wächst in unserer Gesellschaft — werden jeden ungläubigen Leser eines Besseren belehren.

Erstmals ist auch ein Internist (Prof. Hans-Jürgen Volkmann) mit im Autorenteam dabei. Er hat im Kapitel zu erworbenen Herzerkrankungen die Seiten zu Myokardischämie und -infarkt gestaltet. Das Kapitel „Herzschrittmacher- und ICD-Therapie“ wurde von PD Dr. Thomas Kriebel aus Kaiserslautern völlig neu verfasst. Neu ist auch das Kapitel 18 mit Ausführungen zum EKG unter Belastung und bei Sportlern. Insbesondere die Liste mit pathologischen EKG-Befunden bei Leistungssportlern wird dem Sportmediziner dienlich sein. Die Auswirkungen von Elektrolytstörungen und Medikamenten auf das EKG werden mit instruktiven Abbildungen verdeutlicht. Vielleicht könnte die bereits in der Vorauflage verwendete EKG-Folge einer akzidentellen Digitalisintoxikation bei einer zukünftigen Buchversion mal gegen eine neue, etwas prägnantere Darstellung ausgetauscht werden?

Das zentrale Kapitel dieses Buches handelt von Herzrhythmusstörungen. Prof. Thomas Paul aus Göttingen konnte als Mit-Herausgeber des gesamten Buches verpflichtet werden und hat sich mit seiner international anerkannten Erfahrung auf über 90 Seiten diesem Thema gewidmet. Die tachykarden Herzrhythmusstörungen, insbesondere die supraventrikulären Tachykardien, nehmen einen breiten Raum ein. Therapeutisch sei an dieser Stelle ergänzt, dass das European Resuscitation Council als erste Energiedosis zur Kardioversion bereits 1 J/kg KG und nicht weniger empfiehlt. Interessant sind auch für den Nicht-Kardiologen die Abbildungen zur Ablation akzessorischer atrioventrikulärer Leitungsbahnen und die Wiedergabe eines 3-D-Mappings. Ausführlich wird das praktisch-relevante Long-QT-Syndrom mit den wesentlichen molekulargenetisch differenzierbaren Unterformen dargestellt. Möglicherweise wäre auch mal ein Kapitel zum Postreanimations-EKG einige wenige Seiten wert.

Methodisch geschickt ist die Hervorhebung wichtiger Zusammenfassungen und Kernaussagen in kleinen Merke-Kästen. Vielleicht wären „Minimalwissen“-Kästen in ähnlicher Form für den in der Allgemeinpraxis Tätigen zusätzlich interessant? Insgesamt in jedem Fall ein sehr empfehlenswertes Buch — wie heutzutage üblich natürlich mit persönlicher E-Book-Version ausgestattet — das sowohl für den Einsteiger wie auch für den Spezialisten, der EKGs beurteilt, ein unbedingtes „Must-have“ darstellt.

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Angelika Lindinger, Thomas Paul (Hrsg.)

EKG im Kindes- und Jugendalter

Thieme, Stuttgart 2016

ISBN: 9783134758078

79,99 €