Dass der Konsum von Salz, Zucker und Fett unter den Deutschen zu hoch ist, ist kein Geheimnis. Der aktuelle Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung legt schonungslos dar, dass sich die Deutschen im Allgemeinen mehr schlecht als recht ernähren. 59 % der Männer und 37 % der Frauen sind übergewichtig [Deutschen Gesellschaft für Ernährung (2016). 13. DGE-Ernährungsbericht]. Die Hauptursache dieser Entwicklung ist bekannt: eine zu hohe Energiezufuhr und zu wenig Bewegung.

Entscheidend für das Körpergewicht ist das Verhältnis von Kalorienaufnahme und Kalorienverbrauch, nicht einzelne Nährstoffe. Eine effiziente Ernährungspolitik sollte daher immer die Kalorienbilanz des Verbrauchers und die Energiedichte der einzelnen Lebensmittel im Blick haben. Nur so beugen wir den Risiken der Zivilisationskrankheiten vor.

Ernährungspolitik steht immer im Spannungsfeld zwischen der Mündigkeit der Verbraucher und der Gesundheitsvorsorge. Viele Menschen in unserem Land wissen heute nichts mehr oder zu wenig über die Verarbeitung von Lebensmitteln. Aus diesem Grund macht sich das Bundeslandwirtschaftsministerium dafür stark, Ernährungsbildung als Schulfach zu verankern [Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2016): Grünbuch: Ernährung, Landwirtschaft, Ländliche Räume, www.bmel.de]. Aber nur wenn diese Befähigung des Verbrauchers flankiert wird durch Information und Transparenz der Lebensmittelindustrie, sind die Rahmenbedingungen derart, dass die Menschen eine gesunde Ernährung auch in ihren Alltag integrieren können.

Bei Getränken ist weniger Zucker gleichbedeutend mit weniger Kalorien [Zucker Infodienst 01/2017]. Mexiko hat daher eine Verbrauchersteuer von 10 % auf gezuckerte Getränke eingeführt. Seitdem sind moderate Veränderungen zu beobachten, die allerdings bislang kausal nicht belegt werden können: Laut einer Studie des British Medical Journal ist ein Jahr nach der Einführung der Steuer der Verkauf von diesen Getränken um 12 % gesunken [M Arantxa Colchero MA et al. BMJ. 2016;352:h6704].

Bei festen Lebensmitteln ist die Sache allerdings wesentlich komplizierter. Da Zucker aufgrund seiner funktionellen Eigenschaften durch andere Kohlenhydrate wie Stärke oder andere zuckerhaltige Zutaten wie Trockenfrüchte ersetzt werden muss, bedeutet weniger Zucker nicht gleich weniger Kalorien. Als flankierende Maßnahme erarbeitet die Bundesregierung daher eine nationale Strategie für die Reduzierung von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten. Die sogenannte Reformulierung von Lebensmitteln ist eine vielversprechende präventive Maßnahme insbesondere im Hinblick auf Zielgruppen, die für einen gesundheitsförderlichen Lebens- und Ernährungsstil weniger zugänglich sind. Die Reformulierung bietet darüber hinaus den Vorteil, nicht im Widerspruch zu kulturellen und traditionellen Essgewohnheiten zu stehen oder zu Lasten von Genuss, Vielfalt und Geschmack zu gehen.

Verhalten von Menschen mit Steuern zu ändern, mag sich bei gesundheitsschädigenden Produkten wie der Zigarette erfolgreich bewährt haben. Dass aber Steuern auf einzelne Nährstoffe eine Wunderwaffe im Kampf gegen Übergewicht sein können, ist eine Scheinlösung, die an der Ursache des Problems vorbeigeht. Letztendlich gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Wer sich ausreichend bewegt und bei der Ernährung auf Mix und Maß achtet, braucht keine Zuckersteuer.

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Kordula Kovac MdB

© DBT/ von Saldern