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_ Viele Eltern setzen alles daran, bei ihren Kindern das Lutschen an den Fingern oder Kauen an den Nägeln zu unterbinden. Wirksame Interventionsprogramme dazu wurden entwickelt. Und nun das: Angeblich reduzieren beide Verhaltensweisen das Sensibilisierungsrisiko gegenüber zahlreichen Umweltallergenen. Analysiert wurde eine Gruppe von rund 1.000 Menschen über einen Zeitraum von 38 Jahren, die 1972/73 in der neuseeländischen Küstenstadt Dunedin geboren worden waren [Lynch SJ et al. Pediatrics 2016;138: pii: e20160443]. Dabei fanden mehrere Elternbefragungen zum Daumenlutschen- und Nägelkauen-Verhalten der Kinder und standardisierte Haut-Prick-Testungen im Alter von 13 und 32 Jahren statt. Kinder, die im Alter von 5–11 Jahren am Daumen lutschten oder an den Nägeln kauten, hatten mit 13 (p = 0,013) und 32 (p = 0,001) Jahren ein geringeres Risiko für eine atopische Sensibilisierung verglichen mit Nichtlutschern bzw. Nichtkauern — am besten schnitten die Kinder ab, die sogar beidem frönten. Die zugleich beobachtete fehlende Assoziation zu Heuschnupfen oder Asthma bleibt zu diskutieren. Die Kernerkenntnis unterstützt jedoch die Hygienehypothese, dass die Aufnahme von Mikroben das Darmmikrobiom beeinflusst und eine präventive immunologische Reaktion zur Folge hat. Oder andersherum: Wird die Exposition zur oralen Aufnahme von Umweltmikroben in jungen Jahren eingeschränkt, steigt das Risiko einer Sensibilisierung gegenüber inhalativen Allergenen im Laufe des Lebens stärker an.