_ Die Kuhmilcheiweißallergie hat hierzulande eine 2-Jahres-Inzidenz von 0,5 % und in der Praxis viele Gesichter. Innerhalb von 12 Monaten entwickeln alle Betroffenen mit einer nicht-IgE-vermittelten Kuhmilchallergie eine Toleranz, bei IgE-Vermittlung sind es dagegen nur 57 %. Die wichtigsten Bausteine in der Diagnostik sind die Anamnese, der Nachweis einer Sensibilisierung sowie die orale Kuhmilchprovokation, betonte Prof. Dr. Kirsten Beyer, Leiterin der Sektion Kinderallergologie an der Charité Berlin.

Beyer rief in Erinnerung, dass Kuhmilch zu den zehn häufigsten Nahrungsmittelallergenen gehört, die eine Nahrungsmittelanaphylaxie auslösen können. Bei Kindern nimmt Kuhmilch sogar den zweiten Rang ein. Bei Patienten mit erhöhtem Risiko für eine Anaphylaxie seien daher neben einer entsprechenden Instruktion und Schulung der Eltern ein Notfallset sowie ein Anaphylaxie-Pass notwendig, sagte Beyer. Laut Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergie sollen schwere allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel primär mit intramuskulär appliziertem Adrenalin behandelt werden. Trotz eines Anstiegs über die vergangenen Jahre erhalte in der Praxis aber nur etwa jedes dritte betroffene Kind wirklich Adrenalin.

Indikationen für die Verordnung eines Adrenalin-Autoinjektors sind laut Beyer:

  • frühere anaphylaktische Reaktionen

  • progrediente Schwere

  • systemische Reaktion und Asthma

  • systemische Allergie auf potente Allergene wie Erdnüsse, Baumnüsse und Sesam

  • Reaktionen auf kleinste Mengen

Zur Indikationsstellung einer Nahrungsmittelallergie fordert die Leitlinie:

  • eine klare und reproduzierbare Assoziation der Beschwerden zur Aufnahme des Nahrungsmittels

  • eine Besserung der Symptome bei Karenz

  • einen Hauttest/Pricktest

  • die Prüfung, ob eine IgE-Sensibilisierung vorliegt

  • ggf. eine kontrollierte orale Provokation zur Überprüfung der klinischen Relevanz

  • bei Verdacht auf nicht-IgE-vermittelte gastrotintestinale Unterverträglichkeitsreaktionen sollte zur Diagnostik ein (pädiatrischer) Gastroenterologe miteinbezogen werden.

figure 1

© Serhiy Kobyakov / fotolia

Da die spezifische orale Immuntherapie noch nicht praxisreif ist, bleibt die Eliminationsdiät die zurzeit einzige Therapieoption. Beyer empfahl zudem die Beratung durch eine allergologisch geschulte Ernährungsfachkraft. Als Nahrungsersatz kommen laut Beyer Extensivhydrolysat oder alternativ Aminosäureformula infrage. Sojaformula sei für Kinder unter 12 Monaten nicht anzuraten.