_ In anderen Ländern der EU konnte er bereits seit Juni letzten Jahres eingesetzt werden. Seit Ende diesen Jahres ist der erste und einzige HPV-Impfstoff, der vor 9 Typen des humanen Papillomavirus (HPV) schützen kann, auch in Deutschland verfügbar. Zugelassen ist der neue Impfstoff zur Prävention von Vorstufen maligner Läsionen und Karzinomen an Zervix, Vulva, Vagina und Anus sowie Genitalwarzen, die durch die Hochrisiko-HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 verursacht werden.

Damit bietet er einen breiteren Impfschutz vor HPV-assoziierten Erkrankungen als alle bislang verfügbaren HPV-Impfstoffe, das heißt 90 % der Zervixkarzinome und bis zu 80 % der HPV-assoziierten Analkarzinome können vermieden werden. Vorausgesetzt, die Impfung wird wie zugelassen und von der STIKO empfohlen durchgeführt. Danach sollten alle Mädchen ab einem Alter von 9 bis einschließlich 14 Jahren geimpft und versäumte Impfungen bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden.

Auch wenn die Zulassung ein 3-Dosen-Schema (0, 2, 6 Monate) vorsieht, erhielt der Impfstoff im Frühjahr 2016 die positive Bewertung für ein vereinfachtes und in Deutschland inzwischen etabliertes 2-Dosen-Schema bei 9- bis 14-Jährigen. Dabei sollte zwischen der ersten und zweiten Impfdosis ein Abstand von 5–13 Monaten eingehalten werden. „Wir hoffen, durch diese Vereinfachung den Weg zu höheren Impfraten zu ebnen“, erklärte Prof. Dr. Peter Hillemanns von der Medizinischen Hochschule Hannover. Ab einem Alter von 15 Jahren bleibe es jedoch bei dem 3-Dosen-Schema.

Wirksamkeit, Immunogenität und Sicherheit des nonavalenten Impfstoffs im 3-Dosen-Schema waren in einem umfassenden klinischen Studienprogramm unter Teilnahme von 14.000 Frauen im Alter von 16–26 Jahren bestätigt worden [Joura EA et al. N Engl J Med 2015;372:711–21]. Immunobridging-Studien hatten zudem gezeigt, dass die Impfung nach dem 2-Dosen-Schema bei 9–14-jährigen Mädchen und Jungen dem 3-Dosen-Schema bei 16–26-jährigen Frauen in puncto Sicherheit und Immunogenität nicht unterlegen war.

Da der Impfstoff weder einen Effekt auf aktive HPV-Infektionen noch auf bereits bestehende klinische Erkrankungen hat, ist ein frühzeitiger vollständiger Impfschutz vor einem möglichen Kontakt mit den Viren beziehungsweise dem ersten Geschlechtsverkehr wichtig, erklärte Dr. Christoph Bornhöft, Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Bensheim. Er spricht das Thema deshalb spätestens im Rahmen der U10-Untersuchung für 7–8-Jährige bei den Eltern an und nutzt gegebenenfalls auch die J1 für 12–14-Jährige, die oft ohne die Eltern wahrgenommen werden.