Klinische Symptome wie Fieber und Rötungen im Rachen sind keine verlässlichen Indikatoren für Infektionen mit Streptokokken der Gruppe A (GAS). Scoring-Systeme wie der McIssaac-Score sind bei Erwachsenen validiert, waren in Studien mit Kindern aber nicht unbedingt aussagekräftig, erläuterte Prof. Dr. Pierre Smeesters aus Brüssel. Schnelltests können GAS-Infektionen effizient nachweisen und müssen nicht durch weitere Bakterienkulturen bestätigt werden. Man muss jedoch im Hinterkopf behalten, dass etwa 10 % der Kinder GAS-Träger sein können. Da Komplikationen eher rar sind, und die „number to treat“ mit 200 sehr hoch ist, empfehlen Leitlinien in Europa und in Australien bei GAS meist keine Routinegabe von Antibiotika, während in den USA eine Routinegabe nahegelegt wird.

Invasive GAS können zu seltenen, aber schweren Komplikationen führen: Bei einem an Windpocken erkrankten fiebrigen kleinen Mädchen hatte sich in einem heftig geröteten und geschwollenen Arm eine nekrotisierende Fasziitis entwickelt, die umgehend operativ behandelt werden musste. In der Blutkultur wurden danach multisensitive GAS nachgewiesen. Trotz des dramatischen Eingriffs sei hier die Gabe von Penicilllin ausreichend, betonte Smeesters. Bisher wurden noch nie GAS mit Penicillin-Resistenzen beschrieben. Clindamycin könnte wegen eines anderen Angriffspunktes in der bakteriellen Proteinsynthese ergänzend eingesetzt werden, aber Penicillin nicht ersetzen. Diese Kombination zeigte in Studien eine geringere Mortalität bei schweren GAS-Komplikationen, was auch bei intravenösen Immunglobulinen der Fall war.

Analog zu Infektionen mit Neisseria meningitidis wird bei schweren Fällen von GAS — mit höherer Mortalität als bei Neisserien — auch die prophylaktische Antibiotikagabe an Haushaltsangehörige erwogen. Daten zeigen jedoch laut Smeesters, dass die Prophylaxe nur bei einer Exposition von mehr als 24 Stunden pro Woche und nur in der nahen Umgebung wie der Familie sinnvoll ist.