figure 1

Dr. med. Kirsten Stollhoff, Hamburg

Um die Beschaffenheit der weißen Substanz zu beurteilen, wurde die fraktionierte Anisotropie (FA) und die „Mean Diffusity“ (MD) gemessen. Eine Störung der weißen Substanz führt zu einer reduzierten FA und zu einer Erhöhung der MD. Die Studienautoren untersuchten 172 Patienten mit der Diagnose ADHS im Alter von 9–26 Jahren und eine Kontrollgruppe ohne ADHS mithilfe eines Diffusions-MRT. Patienten mit ADHS zeigten eine reduzierte FA in den orbitofronto-striatalen Verbindungen. Die MD war negativ korreliert mit der Höhe der Gesamtdosis der MPH-Therapie in den orbitofronto-striatalen Verbindungen, während die FA sich unter der Therapie nicht veränderte. Die Ausprägung der ADHS-Symptomatik hatte keinen Einfluss auf die FA und MD.

Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen, dass bei Menschen mit ADHS eine Störung der weißen Substanz in Form der Verbindungen zwischen dem orbitofrontalen Cortex und dem Striatum vorliegt und dass eine Verbesserung der Verbindungen durch MPH erzielt werden kann.

Kommentar

Im Zentrum der neurobiologischen Störung bei Menschen mit ADHS steht eine Netzwerkstörung unterschiedlicher Strukturen vor allem der Verbindungen zwischen den frontalen Cortex und dem Striatum. Die vorliegende Studie zeigt zum ersten Mal in einer ausreichend großen Fallzahl mit Kontrollgruppe, dass ein positiver Langzeiteffekt einer MPH-Theapie auf die Netzwerkverbindungen vor allem zwischen orbitofrontalem Cortex und Striatum besteht. Dies entspricht dem klinischen Eindruck, dass je länger eine Therapie durchgeführt wird, umso stabiler die Symptome gebessert werden. Interessant wäre eine Fortsetzung der Studie mit Untersuchung der Patienten nach Absetzen der Therapie: Hält der positive Effekt auf die Netzwerkverbindungen an und ist eventuell sogar mit einer „Heilung“ zu rechnen. Interessant ist das unterschiedliche Verhalten der FA und der MD, nur die MD verbessert sich unter einer Stimulanzientherapie.