_ Die Häufigkeit rezidivierender Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen ist in den vergangenen Jahrzehnten stark angestiegen. So berichteten Münchner Gymnasiasten von durchschnittlich neun Kopfschmerztagen innerhalb von drei Monaten mit einer mittleren Intensität von 5,5 auf der visuellen Analogskala. „Das sind keine Bagatellschmerzen“, betonte Prof. Dr. Florian Heinen vom Haunerschen Kinderspital in München. Sie beeinträchtigen vielmehr die schulischen Leistungen und die Lebensqualität der Kinder, führen zu häufigen Fehltagen bis hin zur Entwicklung chronischer Schmerzen. Trotz des Schweregrads der Symptome finden nur etwa 12 % der Jugendlichen den Weg zum Experten, bedauerte der pädiatrische Neurologe. Stattdessen nehme jedes zweite betroffene Kind das Problem mit ins Erwachsenenalter.

Wiederkehrende Kopfschmerzen bei Heranwachsenden sollten stets ärztlich abgeklärt werden, hob Dr. med. Dipl.-Psych. Mirjam Landgraf von der Ludwig-Maximilians-Universität in München hervor. „Wir gehen davon aus, dass Kopfschmerzen von vielen Faktoren beeinflusst werden und verfolgen deshalb ein multimodales und fächerübergreifendes Konzept.“ Zur Diagnostik kindlicher Kopfschmerzen zähle neben der ausführlichen Anamnese und Verhaltensbeobachtung des Kindes immer eine orientierende pädiatrische, neurologische, orthopädische, psychologische und augenärztliche Untersuchung. Im individuellen Fall sind weitere Fachdisziplinen einzubeziehen, etwa der Kardiologe (z. B. bei Schwindel), Kieferorthopäde oder HNO-Arzt (Abklärung einer Sinusitis). Ein kranielles MRT sei erst bei Warnsignalen nötig, zum Beispiel Doppelbildern oder Hirndruckzeichen.

Wie Prof. Dr. Dr. Stefan Evers, leitender Neurologe in Coppenbrügge, erklärte, besteht in Deutschland eine ausgeprägte Zurückhaltung in der Akutmedikation kindlicher Kopfschmerzen. Er plädierte dafür, Analgetika wie zum Beispiel Ibuprofen (z.B. Nurofen®) bereits zu Beginn der Schmerzepisode einzunehmen, vor allem bei kindlicher Migräne.

Die „Initiative Schmerzlos“, eine Aufklärungskampagne von Reckitt Benckiser Deutschland, hat sich zum Ziel gesetzt, über Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter aufzuklären und die altersgerechte Schmerztherapie zu verbessern. Weitere Information unter www.initiative-schmerzlos.de.