_ Ein Großteil der Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) reagiert auf eine Behandlung mit Methylphenidat (MPH) im Rahmen der multimodalen Therapie mit deutlicher Symptomverminderung. Erweisen sich die Symptome — trotz voll ausgeschöpfter MPH-Therapie — als nicht ausreichend kontrollierbar, kann ein Therapieversuch mit Dexamfetamin (Attentin®) durchgeführt werden.

Seit 2011 ist Dexamfetaminsulfat für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren als Second-line-Therapie bei ADHS zugelassen. Von positiven Erfahrungen mit der Umstellung von MPH auf Dexamfetamin berichteten die Anwender verschiedener Fachrichtungen (Neurologen, Psychiater, Pädiater) auf einem Praxisworkshop. Erfolgreich war Dexamfetamin etwa bei Patienten mit Impulsdurchbrüchen in Konfliktsituationen oder bei depressiven Symptomen unter MPH.

Anstelle der depressiven Symptomatik wurde eine deutlich positivere Grundeinstellung beobachtet. Auch Symptome wie Konzentrationsschwäche oder Hyperaktivität verbesserten sich häufig nach der Umstellung. „Die Behandlung mit Amfetaminen erhöht die Wahrscheinlichkeit, die Kernsymptomatik in den Griff zu bekommen“, erklärte Dr. Henrik Uebel von Sandersleben aus Göttingen.

Eine signifikant erhöhte Effektstärke von Amfetaminen im Vergleich zu MPH belegt auch eine Metaanalyse, die 23 placebokontrollierte Studien umfasst [Faraone SV, Buitelaar J. Eur Child Adolesc Psychiatry 2010; 19:353–64].

Die empfohlene Initialdosis von Dexamfetamin liegt bei 5–10 mg pro Tag. Anschließend erfolgt eine wöchentliche Steigerung der Tagesdosis um 5 mg bis zu einer maximalen Tagesdosis von 20 mg (bei älteren Kindern in Ausnahmefällen 40 mg). Uebel von Sandersleben empfiehlt, die Patienten (und ihre Eltern) in der Umstellungsphase eng zu begleiten und die Therapieeffekte anhand der zuvor vereinbarten Zielsymptomatik zu beurteilen.