Eine mütterliche Impfung verhindert weltweit Millionen Fälle etwa von Tetanus und Pertussis bei Säuglingen und könnte diese auch vor RSV schützen. Jedoch musste vor Kurzem eine entsprechende Phase-III-Studie frühzeitig abgebrochen werden, da vermehrt Frühgeburten auftraten.

Im Februar 2022 hat GlaxoSmithKline (GSK) das Studienprogramm für den Impfstoff RSVPreF3-Mat gestoppt. Die Vakzine sollte mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) assoziierte Erkrankungen der unteren Atemwege bei Säuglingen verhindern, indem deren Mütter den Impfstoff während der Schwangerschaft erhalten. Grund für den Abbruch war ein Ungleichgewicht bei den Frühgeburten in der Impfstoff- im Vergleich zur Placebogruppe. Die bis zu diesem Zeitpunkt gesammelten Daten der Frauen und ihrer 5.233 Säuglinge konnten nun ausgewertet werden.

Die Analyse des Datensatzes am Tag 43 nach der Geburt ergab, dass bei 6,8 % der Schwangeren in der Impfstoffgruppe und bei 4,9 % in der Placebogruppe eine Frühgeburt aufgetreten war. Das Risiko für eine Frühgeburt war nach der RSV-Impfung um 37 % erhöht. Das Ungleichgewicht in der Inzidenz von Frühgeburten wurde vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen beobachtet. Das Risiko für eine Frühgeburt unter der Prüfvakzine war in diesen Ländern im Vergleich zu Placebo um 56 % erhöht, in Ländern mit hohem Einkommen hingegen nur um 4 %. Die Inzidenz von Frühgeburten in den beiden Studiengruppen lag in den meisten teilnehmenden Ländern unter der Hintergrundinzidenz. Zusätzlich war die Untersuchung während der COVID-19-Pandemie durchgeführt worden. Das größte Ungleichgewicht trat auf, als die Delta-Variante dominierte.

Der neonatale Tod trat bei 0,4 % (13 von 3.494) respektive 0,2 % (3 von 1.739) der Kinder auf (relatives Risiko: 2,16). Das Ungleichgewicht war statistisch nicht signifikant und kann laut den Studienautorinnen und -autoren auf den höheren Prozentsatz von Frühgeburten in der Impfstoffgruppe zurückzuführen sein. Von den Frühgeborenen starben in der Impfstoffgruppe sieben und keines nach Placebogabe. Bei den voll ausgetragenen Säuglingen kam es zu sechs und drei Todesfällen, ein Ergebnis, das das Randomisierungsverhältnis von 2 : 1 widerspiegelt.

Die Teilnehmerinnen konnten während der Schwangerschaft Standardimpfungen, etwa gegen Influenza oder Tetanus, erhalten, jedoch nicht innerhalb der zwei Wochen vor oder der zwei Wochen nach Erhalt des Testimpfstoffs oder des Placebos. Frauen mit klinisch bedeutsamen Komplikationen während der aktuellen Schwangerschaft oder mit zwei oder mehr früheren Totgeburten, Todesfällen bei Neugeborenen oder Frühgeburten waren von der Studie ausgeschlossen worden.

Insgesamt wurden 3.426 Säuglinge in der Impfstoff- und 1.711 in der Placebogruppe von der Geburt bis zum Alter von sechs Monaten nachbeobachtet. Bei 16 (RSV-Impfstoff) und 24 (Placebo) Säuglingen war es zu einer RSV-assoziierten Erkrankung der unteren Atemwege gekommen, acht und 14 hatten eine schwere RSV-assoziierte Erkrankung der unteren Atemwege (Wirksamkeit des Impfstoffs: 65,5 % vs. 69,0 %).

Fazit: Das erhöhte Risiko einer Frühgeburt in der Impfstoffgruppe wurde vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen beobachtet, war in der Studie auf einen definierten Zeitraum begrenzt und bleibt ungeklärt. Andere Parameter des sozioökonomischen Status als die Lage des Studienorts in einem Land mit niedrigem oder mittlerem Einkommen waren nicht mit dem Ungleichgewicht bei Frühgeburten verbunden. Der Mechanismus, durch den RSVPreF3-Mat im Vergleich zu Placebo zu einem erhöhten Risiko einer Frühgeburt geführt haben könnte, sei unbekannt, so das Studienteam.

Dieussaert I et al. RSV Prefusion F Protein-Based Maternal Vaccine — Preterm Birth and Other Outcomes. N Engl J Med 2024;390: 1009-21