Ob die begleitende Applikation von GnRH-Agonisten bei krebskranken Frauen die gonadotoxische Wirkung einer Chemotherapie abschwächen kann, ist umstritten. In einer Registerstudie aus Schweden fanden sich keine Hinweise dafür.

Zur Gabe von GnRH(„gonadotropin-releasing hormone“)-Agonisten als fertilitätsprotektive Maßnahme gibt es eine widersprüchliche Datenlage. Forschende aus Schweden haben daher die bevölkerungsweiten Register ihres Landes genutzt, um den Zusammenhang zwischen der Anwendung von GnRH-Agonisten und späteren Geburten in einer großen Gruppe von chemotherapierten Krebspatientinnen unter Alltagsbedingungen zu untersuchen.

Von 24.922 Frauen, die im Alter zwischen 15 und 45 eine Krebsdiagnose erhalten hatten, bekamen nur 383 (1,5 %) eine begleitende Therapie mit GnRH-Agonisten, hauptsächlich waren dies Frauen mit Brustkrebs (80 %) oder einem Lymphom (8 %). Die Patientinnen mit GnRH-Agonisten waren insgesamt jünger, gebildeter und häufiger noch nullipar und erhielten öfter auch weitere Maßnahmen zum Erhalt der Fertilität. Wurden solche Unterschiede sowie das Krebsstadium berücksichtigt, hatten Frauen mit Brustkrebs unter GnRH-Agonisten keine höhere Chance, im Nachbeobachtungszeitraum von rund viereinhalb Jahren ein Kind zur Welt zu bringen. Die Rate der Geburten nach natürlicher Konzeption war ebenfalls nicht erhöht. Signifikant häufiger als ohne GnRH-Agonisten wurde jedoch Infertilität diagnostiziert (adjustierte Hazard Ratio 2,4). Die Exposition mit GnRH-Agonisten blieb außerdem ohne Einfluss auf die Krebsmortalität.

Von den 2.407 Frauen, die nach der Krebsdiagnose ein Kind bekamen, waren 1,8 % mit GnRH-Agonisten behandelt worden. Letztere unterschieden sich nicht von den Müttern ohne solche Therapie, was das Alter bei der Geburt, das Zeitintervall nach der Krebsdiagnose, die Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt oder den Geburtsmodus betraf. Etwas häufiger hatten die mit GnRH-Agonisten behandelten Frauen jedoch Techniken der assistierten Reproduktion in Anspruch genommen.

Fazit: Einer schwedischen Registerstudie zufolge ist die Aussicht, nach einer Chemotherapie noch ein Kind zu bekommen, mit GnRH-Agonisten nicht höher als ohne.

Rodriguez-Wallberg KA et al. Gonadotropin Releasing Hormone agonist (GnRHa) during chemotherapy and post-cancer childbirths - a Nationwide population-based cohort study of 24,922 women diagnosed with cancer in Sweden. EClinicalMedicine 2024;67:102335