Erstmalig Benefit für Patientinnen mit HRD-negativem Tumor

Im Rahmen der Studie AGO Ovar 23, auch bekannt als DUO-O-Studie, wurden die ersten vielversprechenden Daten zum Einsatz von Immuncheckpointinhibitoren in der Erstlinientherapie des Ovarialkarzinoms präsentiert [Harter P et al. J Clin Oncol 2023; https://doi.org/kpw2].

Die Studie umfasste drei Arme: Die Standardchemotherapie mit Carboplatin und Taxol wurde im ersten Arm um Bevacizumab erweitert, im zweiten Arm um Bevacizumab und Durvalumab, und im dritten Arm um Bevacizumab, Durvalumab und Olaparib. Die Daten der ersten Interimsanalyse zeigen, dass die Hinzunahme des Immuncheckpointinhibitors in Kombination mit einem PARP-Inhibitor bei der HRD-negativen Population zu einer signifikanten Verbesserung des progressionsfreien Intervalls führte, mit einer Hazard Ratio von 0,68 und einem medianen progressionsfreien Überleben von 20,9 Monaten. Dieser Vorteil war bisher für keine andere Kombination mit einem PARP-Inhibitor und Bevacizumab nachweisbar. Jedoch ist auch eine erhöhte Toxizität zu beachten, die sich in einer erhöhten Rate an Therapieabbrüchen äußerte, vor allem durch eine erhöhte Rate an Neutropenien und Anämie. Die finalen Ergebnisse werden auf dem diesjährigen ESMO-Kongress erwartet.

ADC ist Standardchemotherapie überlegen

Die MIRASOL-Studie, eine zweiarmige Phase-III-Studie, untersuchte die Wertigkeit des Antikörper-Wirkstoff-Komplexes (ADC) Mirvetuximab-Soravtansin bei der Behandlung des platinresistenten Ovarialkarzinomrezidivs [Moore KN et al. J Clin Oncol 2023; https://doi.org/kpw3]. Die Studie konzentrierte sich auf ein schwer vortherapiertes Patientinnenkollektiv, dessen Tumor den Folatrezeptor α an seiner Oberfläche exprimierte, was bei etwa einem Drittel der Patientinnen dieser Gruppe der Fall ist. Im Vergleich zu einer Standardtherapie nach Wahl des behandelnden Arztes (Paclitaxel, PLD oder Topotecan) zeigten sich vielversprechende Ergebnisse zugunsten des Studienmedikamentes. Sowohl hinsichtlich des Gesamtüberlebens als auch des progressionsfreien Intervalls erwies sich die Therapie mit dem ADC als überlegen.

Besonders bemerkenswert war die deutlich höhere Ansprechrate im Verumarm mit 42 % im Vergleich zu 16 % im Kontrollarm. Interessanterweise traten im experimentellen Arm auch weniger Nebenwirkungen auf als im Kontrollarm, obwohl durch die neue Substanzgruppe auch neue Nebenwirkungsmuster und Organe betroffen waren, insbesondere okulare Nebenwirkungen wie Keratopathien und Visuseinschränkungen. Die vielversprechenden Ergebnisse der MIRASOL-Studie könnten einen wichtigen Beitrag zur Behandlung des platinresistenten Ovarialkarzinomrezidivs leisten und Mut machen, eigene Patientinnen in die aktuell in Deutschland laufenden MIROVA-Studie einzubringen. In dieser wird der Einsatz von Mirvetuximab-Soravtansin bei Patientinnen mit rezidivierendem Ovarialkarzinom, die für eine platinhaltige Chemotherapie geeignet sind, untersucht.,

Kongressbericht vom ASCO Annual Meeting 2023