Das vaginale Mikrobiom gesunder Frauen hat nur eine geringe Diversität, wobei die Dominanz der Laktobazillen entscheidend ist. Ein Verlust der Laktobazillen-Dominanz beziehungsweise eine erhöhte Diversität des Mikrobioms deutet auf eine Erkrankung hin und findet sich beispielsweise bei bakterieller Vaginose (BV), einer HPV-Infektion aber auch bei gynäkologischen Tumoren. Interessant ist nun, welche Rolle das Mikrobiom und die Laktobazillen dabei spielen - eine aktive oder eine passive. Für eine aktive Rolle spricht, dass eine vaginale Mikrobiom-Transplantation bei vier von fünf Frauen mit chronischer BV zu einer kompletten Remission und einem Laktobazillen-dominierten Mikrobiom führte [Lev-Sagie A et al. Nat Med 2019;25:1500-4].

"Angesichts dieser Daten, stellt sich die Frage, ob Laktobazillen auch eine HPV-Clearance bewirken können", sagte PD Dr. Dr. Patrick Finzer, Düsseldorf. Der Einfluss einer vaginalen Probiotika-Gabe (z. B. Vagisan® ProbioFlora Milchsäure-Bakterien) wurde bislang meist in experimentellen Arbeiten untersucht. Doch auch eine erste klinische Studie verlief positiv [Palma E et al. BMC Infect Dis 2018;18:13]. In dieser erhielten Frauen mit BV oder Vaginitis und begleitender HPV-Infektion eine Antibiose sowie zusätzlich entweder für sechs oder drei Monate vaginal applizierte Laktobazillen. Eine HPV-Clearance trat bei 11,6 % der Kurzzeitanwenderinnen auf und bei 31,2 % der Langzeitanwenderinnen. Die Chance auf ein Verschwinden der HPV-bedingten zytologischen Anomalien war unter der längeren Probiotika-Gabe doppelt so hoch wie bei kürzerer Gabe (79,4 % vs. 37,5 %).

Finzer empfiehlt daher, bei Frauen mit BV (neben Antibiotika und Präbiotika) auch Probiotika zu geben. "Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die BV ausheilt, deutlich", so Finzer.

14. Symposium "Infektionen in Gynäkologie und Geburtsmedizin", Bielefeld, 19. November 2022; Veranstalter: Dr. August Wolff