Auch in der Frauenarztpraxis sollten die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) umgesetzt werden. Aktuell im Fokus stehen die Pertussis-Immunisierung der Mutter zum Schutz des Neugeborenen sowie die Herpes-zoster(HZ)-Impfung der postmenopausalen Patientin.

Keuchhusten kann für Neugeborene lebensbedrohlich sein. Sie besitzen keinen natürlichen Nestschutz. Die Grundimmunisierung kann erst nach vollendetem zweiten Lebensmonat begonnen werden. Dennoch kann diese Schutzlücke geschlossen werden: durch die vorgeburtliche Impfung der Mutter. Seit 2020 wird sie von der STIKO für schwangere Frauen zu Beginn des dritten Trimenons empfohlen, bei erhöhter Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt schon im zweiten Trimenon.

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Schwangere sollten gegen Pertussis geimpft werden.

Geimpft werden soll unabhängig vom Abstand zu vorher verabreichten Pertussis-Impfungen und in jeder Schwangerschaft. Studien zeigen eine hohe Effektivität und Sicherheit der "Schwangeren-Impfung" [Tseng HF et al. Vaccine 2022;40:4503-12], so Prof. Frank Louwen, Frankfurt/Main. In Deutschland stehen hierfür Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung, die vor Tetanus, Diphtherie und Pertussis schützen (beispielsweise Boostrix oder Boostrix Polio).

Noch nicht in der gynäkologischen Praxis angekommen ist die Impfung der postmenopausalen Patientinnen gegen HZ. Sie wird jedoch inzwischen allen Menschen ab 60 Jahren empfohlen, bei einer Grunderkrankung, die mit einem erhöhten HZ-Risiko einhergeht, bereits allen ab 50 Jahren. Der adjuvantierte HZ-Totimpfstoff erzeugt eine starke und langanhaltende Immunantwort. Die ZOE-Studien zeigen den hohen Schutz über alle Altersstufen mit einer Wirksamkeit zwischen 92 % und 98 % bei den 50- bis über 80-Jährigen. Selbst jenseits des 80. Lebensjahres wird noch eine Wirksamkeit von 91,4 % erreicht. Noch zehn Jahre nach der Impfung besteht ein hoher Schutz von 89 %, wie die Zwischenanalyse einer Langzeitstudie belegte [Strezova A et al. Open Forum Infect Dis 2022;9:ofac485]. Angesichts dieser Daten forderte Dr. Lutz Hoins, Bremen, seine Kolleginnen und Kollegen auf, die Scheu vor dem Impfen zu verlieren: "Wir haben den Auftrag zu impfen."

Lunchsymposium "Impfen in der Gynäkologie" im Rahmen des 64. DGGG-Kongresses, München, 13. Oktober 2022; Veranstalter: GlaxoSmithKline