Was nützt die hypertherme intraperitoneale Chemotherapie bei Frauen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom? Diese Frage wurde nun sowohl für das primärtherapeutische als auch für das rezidivierende Setting beantwortet.

In vielen Leitlinien wird bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom auch eine intraperitoneale Chemotherapie in Kombination mit zytoreduktiver Operation als Option bei bestimmten Frauen erwähnt, und zwar vor allem bei geringem Residualvolumen nach Zytoreduktion. Die hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC) könnte hier von Vorteil sein, da sie nur einmal angewandt werden muss, wie eine Metaanalyse aus Griechenland zeigt.

In die Analyse flossen Angaben zu sechs randomisierten kontrollierten Studien ein, in denen die HIPEC gegen andere Therapien bei Frauen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom verglichen wurde. An den Studien hatten 737 Patientinnen teilgenommen: Vier der Studien mit 519 Betroffenen untersuchten die HIPEC im primären, die übrigen zwei Studien mit 218 Teilnehmerinnen im rezidivierenden Setting. Die Studien waren meist recht klein mit je rund 100 Frauen, an der größten nahmen 250 teil. Die HIPEC wurde in fünf Studien mit Cisplatin (75-100 mg/m²) verabreicht, in einer mit Carboplatin (800 mg/m²), die Dauer belief sich auf zumeist 90 Minuten bei 42 °C.

Von den Frauen im primären Setting hatten rund 400 vor der zytoreduktiven Operation eine neoadjuvante Chemotherapie bekommen. In dieser Subgruppe ergab sich ein Vorteil der HIPEC im Vergleich zur Kontrollgruppe mit alleiniger Intervallzytoreduktion plus neoadjuvanter Behandlung: Nach zwei Jahren waren mit HIPEC insgesamt 36 % weniger Frauen gestorben, nach fünf Jahren 23 % weniger. Beim krankheitsfreien Überleben (DFS) gab es in den ersten drei Jahren deutliche Vorteile für die HIPEC: Rezidive und Sterbefälle traten im ersten Jahr zu 42 % und im dritten Jahr zu 11 % seltener auf. Keine Vorteile für die HIPEC beim Gesamtüberleben (OS) und DFS ließen sich allerdings bei den 126 Frauen in Studien ohne neoadjuvante Therapie ableiten.

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Lohnt sich bei Ovarialkarzinom eine intraperitoneale Chemotherapie?

Im rezidivierenden Setting deutete sich zwar ebenfalls ein Nutzen beim OS nach fünf Jahren an - die Sterberate war mit HIPEC um 15 % geringer, der Unterschied jedoch nicht signifikant. Beim progressionsfreien Überleben gab es ebenfalls kaum statistisch signifikante Differenzen, tendenziell war der HIPEC-Arm hier sogar eher benachteiligt.

Grad-3-Nebenwirkungen traten in allen sechs Studien zusammengefasst mit der HIPEC zu etwa 8 % häufiger auf, doch auch dieser Unterschied war letztlich statistisch nicht signifikant.

Fazit: Die HIPEC kann bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom das Leben verlängern, offenbar allerdings nur in der Therapie des Primärtumors und in Kombination mit einer Intervallzytoreduktion und einer neoadjuvanten Chemotherapie. Für andere Konstellationen ist die Evidenz bislang nicht ausreichend.

Filis P et al. Hyperthermic intraperitoneal chemotherapy (HIPEC) for the management of primary advanced and recurrent ovarian cancer: a systematic review and meta-analysis of randomized trials. ESMO open 2022;7:100586