Macht es auf lange Sicht für die Lebensqualität einen Unterschied, ob sich eine Patientin mit frühem Mammakarzinom für eine brusterhaltende Operation mit Bestrahlung oder für eine Mastektomie mit Brustrekonstruktion entschieden hat? Offenbar ja, wie eine Studie zeigt.

Entweder Mastektomie mit anschließender Brustrekonstruktion oder brusterhaltende Operation mit Bestrahlung - zwischen diesen beiden Optionen können Frauen mit frühem Mammakarzinom wählen. Gemäß randomisierten klinischen Studien schützen beide Verfahren gleich gut vor Rezidiv oder Tod. Ob sich auf lange Sicht ein Unterschied hinsichtlich des physischen und psychischen Wohlbefindens bemerkbar macht, ist hingegen weniger gut untersucht.

Ein onkologisches Team aus den USA hat nun einen Blick auf die Lebensqualität geworfen und alle Frauen angeschrieben, die in den Jahren 2006 bis 2008 wegen eines Mammakarzinoms Stadium 0-II operiert werden mussten und deren Daten im Texas-Krebsregister gelistet waren. Geantwortet und an der Befragung teilgenommen haben 551 Patientinnen (Rücklaufquote 40 %); 315 Frauen hatten sich für eine brusterhaltende Operation mit Bestrahlung entschieden, 236 für eine Mastektomie mit anschließender Rekonstruktion.

Zum Zeitpunkt der Befragung waren seit Diagnosestellung im Mittel 10,3 Jahre vergangen. In der Mastektomiegruppe hatten überproportional viele Frauen eine weiße Hautfarbe, ein geringeres Alter und ein höheres Einkommen. Außerdem hatten sie häufiger größere Tumore, positive Lymphknoten sowie einen beidseitigen Karzinombefall; sie mussten sich häufiger einer Chemotherapie unterziehen.

Gemäß multivariater Analyse waren die Frauen beider Gruppen zehn Jahre nach dem Eingriff ähnlich zufrieden mit ihren Brüsten und stuften ihr körperliches Wohlbefinden sowie ihren allgemeinen Gesundheitszustand vergleichbar gut ein. Das psychosoziale Wohlbefinden sowie die sexuelle Zufriedenheit hingegen fielen in der Gruppe der mastektomierten Frauen signifikant schlechter aus. Die Effektgröße betrug -8,61 beziehungsweise -10,68 im BREAST-Q-Score. Dennoch bedauerten keineswegs mehr mastektomierte Frauen ihre Entscheidung.

Fazit: Die Frauen beider Gruppen waren nach im Mittel zehn Jahren ähnlich zufrieden mit ihren Brüsten und ihrem körperlichen Wohlbefinden. In puncto psychosozialem und sexuellem Wohlbefinden schnitten mastektomierte Frauen jedoch signifikant schlechter ab. Die Konsequenzen der Operationsmethode auf die langfristige Lebensqualität sollte daher bei der Beratung thematisiert werden.

Hanson SE et al. Long-term Quality of Life in Patients With Breast Cancer After Breast Conservation vs Mastectomy and Reconstruction. JAMA Surgery 2022;157:e220631