Alle Versuche, einen Impfstoff gegen das respiratorische Synzytial-Virus zu entwickeln, blieben bislang ohne Erfolg. Nun wurden die Zwischenergebnisse einer Phase-IIb-Studie mit einem neuen Impfstoff vorgestellt. Das Besondere: Die Kinder werden nicht direkt, sondern auf Umwegen immunisiert.

An möglichen Impfstoffen zum Schutz vor Infektionen mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) wird bereits seit den 1960er-Jahren geforscht, doch bislang ohne Erfolg. Erst mit der exakten Entschlüsselung der Struktur des Prefusion-F-Proteins, der primären Andockstelle neutralisierender Antikörper, kam neuer Schwung in die Impfstoffentwicklung. Der bivalente Impfstoffkandidat RSVpreF basiert auf dem RSV-Perfusion-F-Protein und wird werdenden Müttern Ende des zweiten oder im dritten Trimester gespritzt - die Kinder werden also nicht direkt, sondern wie bei Influenza oder Pertussis auf dem Umweg über die Mütter immunisiert.

In der Interimsanalyse, in der Sicherheit und Immunogenität des Impfstoffes evaluiert wurden, sind die Daten von 406 Frauen und 403 Kindern eingegangen; 327 Frauen hatten den RSVpreF-Impfstoff in der 25. bis 37. Schwangerschaftswoche injiziert bekommen. Der Impfstoff wurde in den Dosierungen 120 µg und 240 µg, jeweils mit und ohne Aluminiumhydroxid, getestet und mit Placebo verglichen. Die Antikörpertiter der Frauen wurden vor der Impfung sowie zwei und vier Wochen später bestimmt, außerdem zum Zeitpunkt der Geburt sowie ein und sechs Monate danach. Die Kinder waren am Tag der Geburt sowie ein, zwei, vier, sechs und zwölf Monate später untersucht worden.

Die geometrischen Mittelwerte der RSV-A-Antikörper-Titer mit einer neutralisierenden Aktivität von etwa 50 % (NT50) waren bei den Geimpften im Vergleich zur Placebogruppe um den Faktor 9,7 bis 11 höher; die der RSV-B-Antikörper-Titer (NT50) um den Faktor 13,6 bis 16,8. Für den transplazentalen Antikörpertransfer berechneten die Studienautoren für die Verumgruppen im Vergleich zur Placebogruppe Quotienten zwischen 1,41 und 2,10, wobei die Impfstoffformulierungen ohne Aluminiumhydroxit besser abschnitten als die mit.

Am häufigsten berichteten die Teilnehmerinnen über geringe bis moderate Schmerzen an der Einstichstelle, vor allem Frauen die den Aluminiumhydroxid-haltigen Impfstoff erhalten hatten. Bei 5,1 % der mit Verum geimpften Frauen stieg die Körpertemperatur auf über 38,0 °C, in keinem Fall aber über 38,9°C.

Fazit: Die RSVpreF-Vakzine hinterlässt neutralisierende Titer im Serum der geimpften Mütter zum Zeitpunkt der Geburt, also etwa sieben Wochen nach der Impfung. Diese Titer wurden zudem über die Plazenta aufs Kind übertragen und scheinen vor therapiebedürftigen RSV-assoziierten Infektionen der unteren Atemwege womöglich schützen zu können. Dennoch seien die Ergebnisse der Interimsanalyse kein Beweis für die Wirksamkeit der neuen Vakzine, wie das Autorenteam betont.

Simões EAF et al. Prefusion F Protein-Based Respiratory Syncytial Virus Immunization in Pregnancy. N Engl J Med 2022;386:1615−26