Die Schweizer Kantone sind nicht nur sprachlich, politisch, religiös und kulturell vielfältig, sie weisen auch deutliche Unterschiede hinsichtlich Geschlechtergerechtigkeit auf. Vor diesem Hintergrund wollte ein Schweizer Forscherteam wissen, ob zum einen Ungleichbehandlungen der Geschlechter, zum anderen das Zusammenleben der Frauen mit einem (Ehe-)Partner Auswirkungen auf die Inanspruchnahme des Mammografie-Screenings haben [Jolidon V et al. Soc Sci Med 2022; https://doi.org/hp34].

Dazu analysierten sie die Daten von 9.897 Frauen zwischen 50 und 70 Jahren der Schweizerischen Gesundheitsbefragung, die in den Jahren 2007, 2012 und 2017 stattgefunden hatte. Um die Unterschiede in der Gleichstellung von Mann und Frau festzulegen, wurde die Zeit ermittelt, die eine Person für unbezahlte Arbeit für die Familie und den Haushalt investiert, und zu welchem Teil diese Person in Vollzeit arbeitet.

Dabei zeigte sich zum einen, dass Geschlechtergerechtigkeit einen Einfluss auf das Vorsorgeverhalten hatte: Frauen, die in Kantonen lebten, in denen weniger Gleichberechtigung herrscht, hatten eine geringere Wahrscheinlichkeit, am Mammografie-Screening teilzunehmen, unabhängig von ihrem sozioökonomischen Status, ihrem Alter, ihrer Sprachregion sowie ihrem Gesundheitszustand. Eine größere Ungleichheit zwischen den Geschlechtern war signifikant mit einer höheren Rate an Frauen verbunden, die noch nie beim Screening waren oder die zweijährigen Termine nicht regelmäßig einhielten.

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Zum anderen wurde der positive Einfluss eines (Ehe-)Partners auf die Gesundheitsvorsorge deutlich. So nahmen Frauen, die mit einem Partner zusammenlebten, das Mammografie-Screening signifikant häufiger in Anspruch als alleinstehende Frauen - unabhängig vom Grad der geschlechtsspezifischen Ungleichheit. Frauen in Beziehungen hielten die zweijährigen Untersuchungstermine strikter ein und bei ihnen war das Risiko kleiner, noch nie bei einer Mammografie gewesen zu sein. Bei alleinstehende Frauen war dieses Risiko hingegen durchschnittlich um 46 % erhöht.