Sie können es nicht mehr hören? In jeden Nachrichten, jedem zweiten Pausengespräch - und nun auch noch hier in diesem Heft…

Ja, mir geht es auch so! Aber wir sind keine Kleinkinder mehr, die glauben, wenn man nur die Augen zumacht, sind auch die bösen Geister (sprich die Viren) weg. Jeder von uns muss sich als Arzt und als Bürger der Realität stellen. Und die ist nun mal eine weitere durch das Land rollende Infektionswelle, die Stand heute, Anfang Februar, innerhalb von nur zwei Jahren 118.000 Tote gefordert hat - und das nur in Deutschland. Das sind mehr Menschen, als meine Heimatstadt Jena Einwohner hat… Ein Ende ist nicht wirklich absehbar.

Deswegen müssen wir das tun, was wir am besten können: Uns nicht Wunschträumen oder Realitätsverleugnung hingeben, sondern klar analysieren und wissensbasiert handeln! Und das heißt in unserer ureigenen frauenärztlichen Kompetenz Impfen und Beraten.

Mich fragte kürzlich eine Schwangere, ob ich an das Impfen glaube? Meine Antwort: "Nein, ich glaube an Gott und die Vernunft. Ich weiß, dass eine Impfung gegen COVID-19 Sie und mich vor einer schweren Erkrankung schützt und auch das Risiko für eine Weiterverbreitung des Virus drastisch senkt."

Carsten Hagenbeck und Co-Autoren haben in ihrem Fortbildungsartikel den Wissensstand von Dezember 2021 zum Thema Impfen in der Schwangerschaft, bei Stillenden und Frauen mit Kinderwunsch für Sie zusammengefasst (S. 34). Wir können auf der Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen unsere Patientinnen zur Sicherheit wie auch zur Effektivität einer Impfung für Schwangere und das Ungeborene beraten. Wir können hoffen, dass die vielen Ängste von Schwangeren dadurch erreicht werden und die Chance für eine komplikationslose Schwangerschaft erkannt wird. Und ich habe auch die Hoffnung, dass sich vielleicht Kolleginnen und Kollegen, die - aus welchen Gründen auch immer - ihren Patientinnen von einer Vakzination abraten, durch Fakten erreicht werden.

Meine Brille beschlägt immer mit der FFP2-Maske. Schon wieder muss der Dienstplan wegen erkranktem Personal geändert werden. Eine Sectio in Vollschutz ist eine Tortur. Schon wieder kein Intensivbett und die OP rausschieben - wie habe ich das satt! Doch nur gemeinsam können wir das hinter uns lassen!

Noch eine Bitte an Sie - uns und unseren Patientinnen zu Liebe: Bleiben Sie gesund!

Ihr

figure 1

Prof. Dr. med. Ekkehard Schleußner Direktor der Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena