Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen seien weltweit die dritthäufigste mütterliche Todesursache und könnten auch beim Kind zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität führen, erklärte PD Dr. Holger Stepan, Leipzig. Ursächlich liegt vermutlich eine Dysfunktion der Plazenta vor, mit einem Ungleichgewicht zwischen angiogenen und antiangiogenen plazentaren Wachstumsfaktoren. Die Bestimmung des Quotienten aus den Markern sFlt-1 ("soluble fms-like tyrosine kinase 1") und PlGF ("placental growth factor") im mütterlichen Serum ermöglicht deshalb eine bessere Risikostratifizierung von Schwangeren und bei drohender Präeklampsie (PE) eine Anfallsprophylaxe sowie die rechtzeitige Vorbereitung einer Entbindung.

Wie zuverlässig der Elecsys®sFlt-1/PIGF-Quotient eine PE vorhersagen kann, untersuchte die PROGNOSIS-Studie [Zeisler et al. NEJM 2016;374:13-22]. Sie konnte laut Stepan vor allem eine "exzellente" negative Prädiktion zeigen: So schloss ein Quotient ≤ 38 mit 99%iger Wahrscheinlichkeit aus, dass sich in der Folgewoche eine PE manifestierte. Bei einem Quotienten > 38 lag der positive Vorhersagewert für ein klinisches Problem bei Mutter und/oder Kind in den nächsten vier Wochen bei knapp 57 %.

Dass sich die Studienergebnisse auf die klinische Routine übertragen lassen, habe eine Analyse des eigenen Patientenkollektivs (n = 280) bestätigt, sagte Stepan [Dathan-Stumpf et al. Am J Obstet Gynecol 2021; S0002-9378(20)31202-3]. So habe fast jede zweite Schwangere mit einer sFlt-1/PlGR-Ratio > 85 bei Klinikaufnahme später eine PE entwickelt, und knapp 30 % der Feten hatten eine intrauterine Wachstumsretardierung. "Der Quotient ist ein zusätzliches Instrument und ersetzt nicht die üblichen klinischen Parameter wie Hypertonie und Proteinurie", betonte Stepan.

Symposium "Angiogenesemarker - Klinische Evidenz für die praktische Routine" im Rahmen der deutsch-österreichischen Tagung "Präeklampsie und IUGR State of the Art", Berchtesgaden, 17. Dezember 2021; Veranstalter: Roche