COVID-19 ist für Krebspatienten eine besondere Gefahr. In einer retrospektiven Kohortenstudie aus China wurden systematisch Daten zu Charakteristika und Verlauf von an COVID-19 erkrankten Krebspatienten ausgewertet.

Bei Krebspatienten, die sich dem SARS-Coronavirus-2 (SARS-CoV-2) infiziert haben, und sich 14 Tage zuvor einer Tumortherapie unterziehen mussten, kommt es besonders häufig zu einem schweren COVID-19-Verlauf. Dies ergab die Auswertung der Daten von 28 Patienten mit einer soliden Tumorerkrankung, die positiv auf COVID-19 getestet worden waren.

60,7 % der in Wuhan behandelten Patienten waren männlich, das mediane Alter betrug 65,0 Jahre. Von den Patienten litten sieben an einem Lungenkarzinom, vier an Karzinomen der Speiseröhre und drei an Brustkrebs. Elf Patienten (39,2 %) hatten eine oder mehrere chronische Komorbiditäten, am häufigsten Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Mehrzahl der Krebspatienten (71,4 %) hatte sich außerhalb mit SARS-CoV-2 infiziert, 28,6 % im Krankenhaus.

Klinisch zeigten die an COVID-19 erkrankten Patienten besonders häufig folgende Symptome: Fieber (82,1 %), trockener Husten (81 %) und Dyspnoe (50 %). Das Labor ergab häufig eine Lymphopenie (82,1 %), hohe Spiegel des hochsensitiven C-reaktiven Proteins (82,1 %), Anämie (75,0 %) und Hypoproteinämie (89,3 %). Im CT des Thorax fanden sich bei drei Viertel der Patienten ein Milchglasbefund und bei knapp der Hälfte der Patienten fleckenhafte Verdichtungen der Lunge. 15 Patienten (53,6 %) hatten einen schweren Verlauf, definiert als Aufnahme auf die Intensivstation. Die Mortalitätsrate betrug 28,6 %.

Nach einer multivariaten Analyse war eine Antitumortherapie in den letzten 14 Tagen mit einem vierfach erhöhten Risiko (Hazard Ratio [HR]: 4,1; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI]: 1,1-15,3; p = 0,037), fleckenhafte Verdichtungen im CT bei Einlieferung in die Klinik mit einem über fünffach erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf assoziiert (HR: 5,4; 95 %-KI: 1,5-19,7; p = 0,010).

Fazit: Krebspatienten, die wegen einer COVID-19-Erkrankung stationär behandelt werden müssen, haben eine schlechte Prognose. Die Ärzte empfehlen vor einer Krebstherapie einen Test auf SARS-CoV-2. Bei positivem Befund sollten ihrer Ansicht nach immunsuppressive Behandlungen vermieden oder niedrig dosiert werden.

Zhang L et al. Clinical characteristics of COVID-19-infected cancer patients: A retrospective case study in three hospitals within Wuhan, China. Ann Oncol 2020;31:894-90