Die Zeiten, in denen man Frauen nach einer Brustkrebserkrankung grundsätzlich von einer Schwangerschaft abriet, sind längst vorbei. Wie man mittlerweile weiß, verschlechtern sich dadurch die Überlebenschancen nicht. Eine Ausnahme sind Brustkrebspatientinnen mit nachgewiesener BRCA-Mutation: Für diese Gruppe fehlten bisher schlichtweg die Daten.

Anders als bei Brustkrebspatientinnen ohne BRCA-Mutation gestaltet sich die Beratung von Patientinnen mit BRCA-Mutation im Hinblick auf eine nachfolgende Schwangerschaft schwierig. Es gab bislang einfach zu wenige Daten, um die prognostischen Konsequenzen beurteilen zu können. In einer großen internationalen Multicenterstudie wurde nun retrospektiv untersucht, ob eine Schwangerschaft nach BRCA-abhängiger Brustkrebserkrankung das Outcome der Frauen verschlechtert.

In die Analyse flossen die Daten von 1.252 Brustkrebspatientinnen mit BRCA-Mutationen ein, die zwischen 2000 und 2012 in einer der 30 teilnehmenden Kliniken aufgrund eines frühen invasiven Mammakarzinoms behandelt wurden und zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 41 Jahre waren. Bei 811 Frauen war eine deletäre Mutation im BRCA1-Gen nachgewiesen worden, bei 430 Frauen eine Mutation im BRCA2-Gen und bei 11 Patientinnen waren beide Gene betroffen. Nach Abschluss der Krebstherapie wurden 195 Frauen schwanger, wovon 150 ein oder mehrere Kinder zur Welt gebracht haben. Schwangerschaftskomplikationen waren bei 13 Frauen dokumentiert, kongenitale fetale Fehlbildungen in zwei Fällen.

Das krebsspezifische Outcome der Frauen veränderte sich durch eine nachfolgende Schwangerschaft nicht. Innerhalb der Nachbeobachtungszeit von median 8,3 Jahren nach Diagnosestellung war bei 487 Frauen ein Rezidiv diagnostiziert worden, wobei Patientinnen, die schwanger gewesen waren, nicht häufiger betroffen waren als Patientinnen ohne Kinder. Auch bei Berücksichtigung verschiedener prognoserelevanter Faktoren, fand sich kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf das krankheitsfreie Überleben.

Fazit: Auch bei Frauen mit BRCA-abhängigem Brustkrebs ist eine Schwangerschaft sicher und wirkt sich nicht ungünstig auf die Prognose aus. Die Raten an Fehlgeburten und kongenitalen Fehlbildungen lagen mit 10,3 % und 1,8 % nicht über denen in der Allgemeinbevölkerung (17 % und 3 %). Diese Ergebnisse sind den Studienautoren zufolge von herausragender Bedeutung für die Beratung junger Brustkrebspatientinnen mit BRCA-Mutation und Kinderwunsch.

Lambertini M et al. Pregnancy After Breast Cancer in Patients With Germline BRCA Mutations. J Clin Oncol 2020 Jul 16:JCO1902399