Nur etwa 1 % aller Brustkrebserkrankungen entfallen auf Männer - die Inzidenz nimmt jedoch zu. Die Tumoren unterscheiden sich histologisch nicht wesentlich von solchen bei Frauen, auch die Therapien und Ansprechraten sind vergleichbar - mit dem großen Unterschied, dass Männer bei der Diagnose oft einen weiter fortgeschrittenen Tumor und damit eine schlechtere Prognose haben.

Um Gründe für die verzögerte Diagnose aufzuspüren, haben Brustkrebsspezialisten aus Hongkong Angaben zu 56 Männern ausgewertet, die zwischen 1998 und 2018 am Brustkrebszentrum der Universität behandelt wurden [Co M et al. Cancer Medicine 2020; http://doi.org/dq4n]. Ein Teil von ihnen konnte auch telefonisch befragt werden.

44 der Männer (79 %) hatten bei der Diagnose ein invasives Duktalkarzinom, nur fünf (9 %) ein duktales Carcinoma-in-situ (DCIS), die übrigen Befragten andere Formen. Fast alle hatten initial einen schmerzfreien Brustknoten. Von den ersten Symptomen bis zur Diagnose dauerte es mehr als ein Jahr - im Schnitt 12,4 Monate.

Sechs der Patienten (11 %) hatten bei der Diagnose bereits Fernmetastasen und wurden palliativ, die übrigen per Mastektomie behandelt. Zwei Drittel kamen mit Lymphknotenmetastasen in die Klinik. Therapiert wurde per Axilladissektion bei 36 Männern (72 %) oder per Sentinel-Lymphonodektomie bei 14 Männern (28 %).

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Die Autoren identifizierten aus ihrer Befragung mehrere Gründe für die verzögerte Diagnose von Brusttumoren bei Männern: Männer wissen oft gar nicht, dass sie erkranken können - ein schmerzfreier Knoten werde oft nicht als bedrohlich empfunden. Zudem würden sie ihre Brüste als eine Art "verkümmertes Organ" betrachten, das keine weitere Beachtung verdiene. Brustbeschwerden seien den meisten Männer zudem peinlich, auch mangele es oft an sozialer Unterstützung. So seien Infomaterialien und Brustkrebskampagnen praktisch nur auf Frauen ausgerichtet. Schließlich berichteten Männer immer wieder, dass Ärzte ihre Beschwerden zunächst nicht ernst genommen hätten.