_ Um das Risiko einer Frühgeburt einschätzen zu können, sollten die vorliegenden Risikofaktoren ermittelt werden. „Oft können wir nur informieren, etwa über die Schädlichkeit des Rauchens“, erklärte PD Dr. Dr. Martin Müller, Bern. Gezielte Interventionen umfassen die Gabe von Progesteron bei Schwangeren mit verkürztem Gebärmutterhals sowie von Acetylsalicylsäure bei erhöhtem Präeklampsierisiko. Die Schweizer Leitlinien empfehlen zudem eine Vitamin-D-Supplementation, um das Frühgeburtsrisiko zu verringern.

Die in der Scheide einer gesunden Schwangeren dominierenden Laktobazillen werden im Falle einer bakteriellen Infektion verdrängt und meist durch Anaerobier ersetzt. „Zudem werden genau die gleichen proinflammatorischen Zytokine gebildet, die auch bei der Frühgeburt eine Rolle spielen“, erläuterte der Gynäkologe. Da sich bei Patientinnen mit Frühgeburt häufig bereits im ersten Trimester eine Dysbiose mit verringerter Laktobazillenanzahl zeigt, sollte die Vaginalflora regelmäßig überprüft werden, etwa anhand eines Nativpräparats und der pH-Wert-Messung.

Liegt eine bakterielle Vaginose vor, bewährt sich ein unterschiedliches Vorgehen, je nachdem ob die Patientin ein hohes oder ein niedriges Frühgeburtsrisiko hat. Dies zeigte eine aktuelle randomisierte, placebokontrollierte Studie [Lancet 2018; 392: 2171–9]. Demnach verringerte die Gabe von Clindamycin die Rate an Frühgeburten (22.–32. Woche) und späten Fehlgeburten (16.–21. Woche) bei Hoch-Risiko-Patientinnen, nicht jedoch bei Niedrig-Risiko-Patientinnen. Bei Niedrig-Risiko-Patientinnen rät Müller daher zur Gabe von Laktobazillen (z. B. Vagisan® Milchsäure-Bakterien), um die bakterielle Vaginose zu behandeln.