Jeder vierte Patient, der sich selbst katheterisiert, leidet an rezidivierenden Harnwegsinfektionen (HWI). Eine kontinuierliche Prophylaxe mit niedrigdosierten Antibiotika führte in Studien bisher zu divergierenden Ergebnissen. In der aktuellen Untersuchung mit Patienten mit intermittierendem Selbstkatheterismus (ISK) fällt das Urteil auf der Nutzenseite zwar eindeutiger aus, das Schadenspotenzial wird jedoch auch erhärtet.

Randomisiert erhielten 203 Patienten eine Antibiotikaprophylaxe (50 mg Nitrofurantoin, 100 mg Trimethoprim oder 250 mg Cefalexin), 201 blieben ohne; das jeweilige Regime sollte ein Jahr befolgt werden; in der Analyse berücksichtigt wurden nur Patienten, die mindestens über sechs Monate Daten beisteuerten (89 % bzw. 90 %). Die Auswertung erfolgte unabhängig von Therapiewechseln (17 % bzw. 13 %) entsprechend der ursprünglichen Zuteilung.

In der Präventionsgruppe ereigneten sich pro Personenjahr 1,3 symptomatische HWI, die eine Antibiotikatherapie nach sich zogen; in der Kontrollgruppe waren es 2,6 Fälle. Adjustiert entsprach dies einer um 48 % verminderten Rate durch die Dauerbehandlung mit Antibiotika. Dieses Ergebnis hatte in diversen Subgruppen Bestand, unabhängig etwa von Alter, Geschlecht, Grund oder Häufigkeit des ISK. Eine Reduktion um 51 % ergab sich, wenn nur die Inzidenz mikrobiologisch bestätigter HWI verglichen wurde (0,7 vs. 1,5 Fälle pro Patientenjahr). Der Unterschied bei fieberhaften HWI war nicht signifikant (0,11 vs. 0,16 pro Patientenjahr). Zu HWI-bedingten Krankenhauseinweisungen kam es bei sechs beziehungsweise acht Patienten.

Im Hinblick auf Antibiotikaresistenzen waren die beiden Gruppen bei Studienbeginn vergleichbar. Im Lauf der Zeit nahm die Resistenzrate in der Prophylaxegruppe beträchtlich zu. In den Monaten neun bis zwölf fanden sich dort signifikant häufiger Isolate mit Resistenzen gegen Nitrofurantoin (24 % vs. 9 %), Trimethoprim (67 % vs. 33 %) und Cotrimoxazol (53 % vs. 24 %). Ansonsten wurde die Dauertherapie gut vertragen. Nur 9 % berichteten über ausschließlich leichte Nebenwirkungen, vor allem Übelkeit, Durchfall und Candidainfektionen.

Fazit: Die Antibiotikaprophylaxe halbiert die Rate symptomatischer HWI. Sie bewirkt aber auch einen starken Anstieg von Resistenzen gegen eingesetzte Antibiotika. Deshalb ist sie allenfalls unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung möglich und erfordert regelmäßige Resistenzkontrollen.