Bislang sei wenig darüber bekannt, welche Frauen ein besonders hohes Risiko für eine postpartale Depression trügen, wann eine solche von ärztlicher Seite erkannt werde und was Ärzte dagegen täten, berichten Gesundheitsforscher aus London. Aktuelle Daten liefern sie nun von rund 207.000 Frauen, die zwischen 2000 und 2013 Mutter geworden sind. Für die Analyse wurden Angaben einer britischen Hausarztdatenbank ausgewertet. Aus diesen lassen sich anhand von Adressen und Postleitzahlen auch Rückschlüsse auf die die sozioökonomische Lage der Patienten ziehen.

Bei 11 % der Frauen fand sich im ersten Jahr nach der Entbindung mindestens ein Vermerk, der auf eine Depression hindeutete. 12 % bekamen im ersten Jahr nach der Geburt Antidepressiva. 3 % aller Frauen erhielten eine Psychotherapie. 31 % aller Mütter hatten schon vor der Entbindung mindestens einmal einen Vermerk zu Depressionen oder depressiven Symptomen erhalten. Von diesen waren nach der Geburt 15 % mit Depressionen und 24 % mit Antidepressivaverordnungen aufgefallen.

Mütter im Alter von 15–19 Jahren wurden — unabhängig von ihrem sozialen Status — doppelt so häufig von Depressionen befallen wie solche im Alter von 30–34 Jahren; auch bekamen sie doppelt so häufig Antidepressiva. In der untersten sozialen Schicht war die Rate von Depressionen rund 50 % höher als in der obersten Schicht, ebenfalls unabhängig von anderen Faktoren.

Am Anteil der Mütter mit depressiven Beschwerden und Antidepressivabehandlung hat sich insgesamt im Laufe der 13 untersuchten Jahre wenig geändert, allerdings setzte die Therapie mit der Zeit früher ein. Dies deutet darauf, dass Hausärzte die Depressionen mittlerweile recht früh erkennen.

Insgesamt notierten die Ärzte ein Stimmungstief am häufigsten sechs bis acht Wochen nach der Entbindung, danach flaute die Inzidenz deutlich ab.

Fazit: In dieser britischen Untersuchung zeigten 11 % aller Mütter im ersten Jahr nach der Geburt Depressionen oder depressive Symptome.