Bewege sich die Kaiserschnittrate in der Bevölkerung über 10 %, sei der Eingriff nicht mehr mit einer Reduktion der Mortalität von Mutter und Kind assoziiert, so Andrew Tkachenko aus Kiew, Ukraine. Dann überwiegen in der Summe die negativen Folgen beim Kind beziehungsweise bei der Mutter bezüglich nachfolgender Geburten.

Zwillinge: Mortalität durch Sectio offenbar nicht geringer

Bei Zwillingen vermindert eine geplante Sectio, wie Prof. Kurt Hecher, Hamburg-Eppendorf, darstellte, offenbar das Risiko für perinatale und neonatale Morbidität und Mortalität im Vergleich zur geplanten vaginalen Entbindung weder signifikant noch erhöht es dieses (Odds Ratio [OR] 1,16; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 0,77–1,74; p = 0,49). Auch zeigten sich in einer randomisierten Studie mit 1.389 Frauen und 2.795 Neugeborenen keine signifikanten Zusammenhänge für das primäre Outcome zwischen den Managementgruppen und der Chorionizität oder der Lage des zweiten Zwillings (Schädellage oder Beckenendlage). Der zweite Zwilling hatte ein größeres Risiko für eine höhere Morbidität als der erste, unabhängig von der Art der Entbindung (OR 1,90; 95 %-KI 1,34–2,69; p < 0,001) [Barrett JF et al. N Engl J Med. 2013;369:1295-305]. Hecher präsentierte Daten vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die zwischen 2012 und 2017 erhoben worden waren. In diesem Zeitraum gab es 1.129 Zwillingsgeburten: 646 geplante Kaiserschnitte und 483 vaginal intendierte Geburten, von denen 84,1 % erfolgreich verliefen. In 77 Fällen musste eine sekundäre Sectio eingeleitet werden, in 17 Fällen für den zweiten Zwilling. Insgesamt konnten somit 36 % der Frauen mit Zwillingsschwangerschaft erfolgreich vaginal entbinden.

Vaginale Entbindung auch bei Beckenendlage anstreben

Selbst die Beckenendlage, so Prof. Frank Louwen aus Frankfurt/Main, sei keine Indikation per se für eine Sectio. Er plädierte im Gegenteil dafür, dass das medizinische Personal unbedingt für die vaginale Entbindung bei Beckenendlage des Kindes ausgebildet sein müsse, um bei schon vorangeschrittenem Geburtsprozess in dieser Situation gewappnet zu sein. Weder vor noch nach Erreichen des errechneten Geburtstermins erhöht sich die kindliche oder mütterliche Morbidität oder Mortalität bei einer geplanten vaginalen Beckenendlagenentbindung gegenüber der geplanten Sectio signifikant. Und auch das Geburtsgewicht des Kindes (leichter oder schwerer als 3.800 Gramm) spiele offenbar keine Rolle [Jennewein L et al. PLoS One. 2018;13: e0202760].