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In der Rubrik „Literatur kompakt“ werden die wichtigsten Originalarbeiten aus der internationalen Fachliteratur referiert.

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Der Nachweis von HPV-DNA in weiblichen oder männlichen Genitalabstrichen wird meist als Nachweis einer Infektion interpretiert. Es gibt allerdings Hinweise, dass der positive DNA-Nachweis lediglich eine Abscheidung eines infizierten Partners nach dem Geschlechtsverkehr darstellen kann und nicht unbedingt eine produktive Infektion anzeigt. Nach einer genitalen HPV-Exposition kann es Stunden bis mehrere Tage dauern, bis sich das Virus an die basalen epithelien Zellen anheftet. Nach erfolgter Infektion dauert es wiederum mehrere Wochen bis das HPV die oberflächlichen Schichten des Epithels erreicht. Im Durchschnitt dauert dieser Prozess drei Wochen. Daher gilt es als unwahrscheinlich, dass der Nachweis von HPV-DNA innerhalb von wenigen Tagen nach dem Geschlechtsverkehr für eine produktive Infektion spricht. Zervixkarzinom-Screeningprogramme basieren zunehmend auf dem Nachweis von HPV-DNA. Beobachtungen zeigen jedoch, dass sich die Mehrzahl der initial positiven HPV-DNA-Nachweise bei der Kontrolle nach 6-12 Monaten nicht bestätigen lassen. Die nach Sexualverkehr nachgewiesenen HPV-DNA-Abscheidungen könnten somit einen Teil der transienten HPV-DNA-Positivität erklären.

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Ein positiver HPV-DNA-Abstrich weist nicht zwingend auf eine Infektion hin.

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An einer Studie aus Kanada (HITCH — HPV Infection and Transmission Among Couples Through Heterosexual Activity) waren 494 heterosexuelle Paare zwischen 2005 und 2010 beteiligt. Als Biomarker für den Nachweis männlicher HPV-DNA-Ablagerung wurde y-chromosomale DNA im weiblichen Genitalabstrich mitgetestet. Während des Nachverfolgungszeitraums wurden 1.565 positive HPV-DNA-Nachweise bei den Partnern dokumentiert. Es fand sich bei 42,4 % eine Übereinstimmung des Typen-spezifischen HPV-DNA-Nachweises zwischen den Partnern. Bei Paaren, bei denen der letzte Geschlechtsverkehr 0-1 Tage vor dem Genitalabstrich erfolgt war, war die Übereinstimmung des HPV-Nachweises 26,5 % höher als bei denjenigen mit Geschlechtsverkehr mit einem Abstand von 8-14 Tagen. Bei Paaren ohne Kondombenutzung war die Übereinstimmung 22,6 % wahrscheinlicher. Insgesamt errechneten die Autoren, dass 14,1 % der positiven HPV-DNA-Nachweise lediglich Abscheidungen als Folge vaginalen Geschlechtsverkehrs innerhalb der letzten Wochen entsprachen.

Kommentar

Die Studie wirft Fragen zur Interpretation von positiven vaginalen HPV-DNA-Abstrichen auf. Ein einmalig positiver HPV-DNA-Nachweis könnte gerade bei sexuell aktiven Frauen durchaus auch auf eine HPV-DNA-Ablagerung des Partners hinweisen. Kontrolluntersuchungen sind daher erforderlich. Leider führen falsch-positive HPV-DNA-Nachweise zu einer starken Verunsicherung der Frau bis hin zu Partnerschaftsproblemen.

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Prof. Tino F. Schwarz