figure 1

© Thomas_EyeDesign/Getty Images

Hauptbasis für Entscheidungen sind heute nach wie vor persönliche Empfehlungen (Arzt, Bekannte) und zunehmend das Internet. Hier ist jedoch schon große Vorsicht geboten: Viele Empfehlungen im Internet entbehren einer wissenschaftlichen Grundlage und sind getarnte Werbemaßnahmen (siehe Werbung ausländischer Fertilitätskliniken mit grenzlosen Heilversprechen). Von daher ist es unerlässlich, dass sich ein Paar, das eine Behandlung eingehen will, zunächst umfassend über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten informiert und einen Fragenkatalog aufstellt, der nachfolgend der infrage kommenden Klinik präsentiert wird.

Alle Fertilitätseinrichtungen können gute Ergebnisse für ihre Patienten erreichen. Von daher ist der Typ der Einrichtung ausschlaggebend für die Prioritäten, Präferenzen und Erfordernisse. Kleine Einrichtungen können häufig mehr persönlichen Service bieten, während größere Kliniken ein weiteres Spektrum an Diagnostik und Therapie ermöglichen. Der wichtigste Punkt sollte die Qualifikation und Erfahrung der Ärzte sein, die sich für die Patientinnen bzw. Paare anhand folgender Punkte einschätzen lässt:

  • Wie lange existiert die Klinik schon?

  • Sehe ich immer denselben Arzt?

  • Wie ist die Qualität des Labors?

  • Arbeiten im Labor zertifizierte Biologen mit Erfahrung oder greift man nur stundenweise oder tageweise auf externe Biologen zurück?

  • Wie ist die technische Ausstattung des Labors? Kann zum Beispiel permanent eine Kryokonservierung durchgeführt werden?

  • Werden sämtliche Verfahren der modernen Reproduktionsmedizin angeboten?

  • Gibt es eine psychologische Unterstützung während der Behandlung?

Sinnvoller Parameter Erfolgsrate?

Häufig wird mit den Erfolgsraten geworben. Dabei ist die Erfolgsrate als Vergleichsmittel zwischen verschiedenen Praxen ein unzureichender Parameter. Denn Erfolgsraten differieren erheblich in Abhängigkeit

  • vom Patiententyp (Alter),

  • von der Behandlungsmethode (Stimulation, Insemination, In-vitro-Fertilisation [IVF], intrazytoplasmatische Spermieninjektion [ICSI])

  • und vom angewandten Stimulationsprotokoll.

Die Klinik sollte Daten präsentieren, aus denen die Zahl der Behandlungen pro Jahr und die Anzahl der Schwangerschaften und Lebendgeburten aus diesen Behandlungen hervorgeht. Es sollten auch Daten existieren, aus denen die Erfolgsraten beispielsweise für Insemination/IVF/ICSI in Abhängigkeit vom Alter und der Diagnose hervorgehen. Alle deutschen Gruppen nehmen an der zentralen prospektiven Datenerfassung des Deutschen IVF-Registers (D.I.R. — http://www.deutsches-ivf-register.de) teil. Jede Klinik erhält ihre spezifischen Daten im Vergleich zur Allgemeinheit. Bisher wurde aber auf eine vergleichende Veröffentlichung verzichtet, um „Hitlisten“ zu vermeiden.

Kosten

Letztlich sollten auch finanzielle Aspekte vor Behandlungsbeginn geklärt werden:

  • Mit welcher Zuzahlung ist von Patientenseite zu rechnen?

  • Wieviel Kosten entstehen für etwaige Zusatzmaßnahmen wie Kryokonservierung?

  • Kann ich mir die Behandlung überhaupt leisten, wenn ich Selbstzahler bin (überschrittene Altersgrenzen, nicht verheiratet)?

Erreichbarkeit

Auch die Erreichbarkeit und die Praxisöffnungszeiten sind ausschlaggebend. Heute wird Deutschland flächendeckend von ca. 120 Fertilitätseinrichtungen versorgt. Kinderwunschbehandlung ist ein Prozess und macht wiederholte (zyklusabhängige) Besuche erforderlich, häufig in kürzerer Reihenfolge. Es ist deshalb wenig sinnvoll, eine Klinik auszusuchen, die mehr als 200 km oder zwei Stunden entfernt ist. Paare solten sich zudem die Fragen stellen:

  • Lässt meine berufliche Tätigkeit häufige Praxisbesuche zu?

  • Sollte ich meinen Arbeitgeber informieren?

Die Berücksichtigung all dieser Aspekte wird die Entscheidung für eine bestimmte Klinik zu jedem Zeitpunkt beeinflussen und kann der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Behandlung sein.