Ob eine akute spontane Urtikaria mit Glukokortikoiden zusätzlich zu Antihistaminika behandelt werden sollte, ist fraglich. Auch ein aktuelles systematisches Review kommt zu keinem eindeutigen Schluss.

Es gibt nur wenige klinische Studien, die sich mit der Therapie der akuten spontanen Urtikaria (akute Urtikaria, AU) befassen. Insbesondere der zusätzliche Nutzen von systemischen Kortikosteroiden zu Antihistaminika bei der Behandlung schwerer AU ist bis dato unklar. Um einen zusätzlichen Nutzen von Glukokortikoiden zu bestimmen, führte eine europäische Forschungsgruppe ein systematisches Review durch, in das sie insgesamt zehn randomisierte, kontrollierte Studien mit 857 Patientinnen und Patienten einbezogen. In vier der Studien wurde die Wirksamkeit von Kortikosteroiden als Zusatz zu Antihistaminika untersucht und sechs Studien verglichen die Wirksamkeit von H1- und/oder H2-Antihistaminika.

Die Ergebnisse fielen uneindeutig aus: In den vier Studien mit zusätzlicher Steroidgabe konnte in zweien eine Wirksamkeit belegt werden, in zwei hingegen nicht. In den beiden Studien mit Glukokortikoid-Effektivität wurde zum einen Diphenhydramin intramuskulär (in der Notaufnahme), im späteren Verlauf Hydroxyzin (25 mg alle vier bis acht Stunden) plus Prednison (20 mg alle zwölf Stunden für vier Tage) bewertet, zum anderen Loratadin (10 mg/Tag für drei Tage) plus Prednisolon (50 mg/Tag für drei Tage).

In der Übersichtsarbeit wurde auch die Wirksamkeit einer kombinierten Behandlung mit Antihistaminika (H1- vs. H2-Antihistaminikum) bei der Therapie von AU geprüft. Die Kombination von Diphenhydramin (50 mg, i. v.; H1-Antihistaminikum) und Ranitidin (50 mg, i. v.; H2-Antihistaminikum) oder Cimetidin (300 mg, i. v.; H2-Antihistaminikum) konnte in zwei von fünf Studien die größte Effektivität unter Beweis stellen.

Diphenhydramin schien die bevorzugte intravenöse Behandlung für AU zu sein. Da der Wirkstoff jedoch bekannt für seine sedierenden und anticholinergen Nebenwirkungen ist, weist die Forschungsgruppe darauf hin, dass die intravenöse Gabe von Cetirizin bei der Behandlung von AU ebenso wirksam ist wie intravenöses Diphenhydramin. Der Vorteil der Cetirizin-Infusion bestehe darin, dass sie weniger sedierend wirke und insgesamt eine geringere Nebenwirkungsrate aufweise.

Fazit: Zum jetzigen Zeitpunkt ist unklar, ob Steroide den Krankheitsverlauf bei akuter Urtikaria verkürzen. Da die Ergebnisse der veröffentlichten Studien widersprüchlich sind, muss der Zusatz von Kortikosteroiden zu einem Antihistaminikum als Behandlungsoption für AU weiter untersucht werden.

Badloe FMS et al. Treatment of acute urticaria: A systematic review. J Eur Acad Dermatol Venereol 2024; https://doi.org/mqz2