Wie häufig kommen Nahrungsmittelallergien in Europa wirklich vor? In einem systematischen Review mit Metanalyse wurden aktuelle Daten aus dem letzten Jahrzehnt ausgewertet.

Nahrungsmittelallergien in Europa werden zunehmend häufiger. Jedoch basiert der letzte systematische Bericht über die Verbreitung von Nahrungsmittelallergien auf der Grundlage von Studienberichten aus den Jahren 2000 bis 2012 - und ist damit reichlich alt. In einem aktuellen Review mit Metaanalyse wurden deshalb Studien aus den Jahren 2012 bis 2021 zusammengefasst und mit Studien, die bis 2012 erschienen sind, ergänzt. Aufgenommen wurden in die aktuelle Analyse 110 Studien. In 76 davon wurden ausschließlich Kinder aufgenommen. In 26 Studien wurden Nahrungsmittelallergien ausschließlich durch Selbstauskunft erfasst, in 17 Studien durch spezifische-Immunglobulin-E-Antikörper(sIgE)- und/oder Haut-Pricktest-Positivität, in neun Studien durch die ärztliche Untersuchung, in 58 Studien durch eine Kombination aus Selbstbericht, ärztlicher Diagnose und sIgE- oder Haut-Pricktest-Sensibilisierung (mit oder ohne Symptome). In 94 Studien wurde als Maß für die Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien die Punktprävalenz angegeben. Die Lebenszeitprävalenz war die am zweithäufigsten gemeldete Art der Schätzung, die kumulative Inzidenz wurde in 15 Studien untersucht.

Die gepoolte Gesamtschätzung der selbst angegebenen Lebenszeitprävalenz von Nahrungsmittelallergien betrug 19,9 %: 18,7 % bei Kindern und 22,8 % bei Erwachsenen. Die selbst angegebene Punktprävalenz von Nahrungsmittelallergien lag bei 13,1 %: 14,2 % bei Kindern und 12,3 % bei Erwachsenen. Insgesamt gab es hinsichtlich der Lebenszeitprävalenz keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Schätzungen für die Jahre 2000-2012 (17,3 %) und die Jahre 2012-2021 (19,8 %). Jedoch stieg die Punktprävalenz vom Zeitraum 2000-2012 (5,9 %) zum Zeitraum 2012-2021 (14,9 %) um fast das Dreifache an.

Die gepoolte Gesamtschätzung für Punktprävalenz von sIgE-Positivität aufgrund von Nahrungsmittelallergien betrug 16,6 %: 18,4 % bei Kindern und 11,2 % bei Erwachsenen. Die gepoolte Gesamtschätzung für die Prävalenz von Symptomen und sIgE-Positivität lag bei 2,9 %: 3,5 % bei Kindern und 2,4 % bei Erwachsenen.

Fazit: Vor allem die selbst angegebene Punktprävalenz von Nahrungsmittelallergien stieg von 2012-2021 im Vergleich zum Zeitraum 2000-2012 signifikant an und lag fast dreimal so hoch. Auch bei sIgE- und Haut-Pricktest-Positivität war eine Steigerung zu verzeichnen.

Spolidoro GCI et al. Frequency of food allergy in Europe: An updated systematic review and meta-analysis. Allergy 2023;78:351-68