Ein Pathomechanismus, der der atopischen Dermatitis (AD) zugrunde liegt, ist eine Dysbiose des Hautmikrobioms. Es wurde mittlerweile belegt, dass sich das Mikrobiom von verschiedenen Bakteriengemeinschaften in gesunder Haut hin zu Staphylococcus(S.)-aureus-dominierten Gemeinschaften bei AD verschiebt. Eine Möglichkeit, dieser Dysbiose entgegenzuwirken, könnten Bakteriophagen sein, die auf S. aureus und dessen Vernichtung spezialisiert sind. Zu diesem Schluss kommt ein österreichisches Forschungsteam aus Wien, welches das Zusammenspiel von Phagen und Bakterien in der Haut untersucht hat [Wielscher M et al. Sci Adv 2023;9:eadg4015].

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Um die Beziehung zwischen Bakteriophagen und bakterieller Mikrobiota in gesunder und AD-Haut zu verstehen, entnahmen die Forschenden Abstriche von den Ellenbogen von sieben gesunden und zehn Personen mit AD. Die mikrobielle DNA wurde isoliert und einer Shotgun-Sequenzierung unterzogen. Dabei fanden sich einige deutliche Unterschiede zwischen gesunder und AD-Haut. Die Forschenden konnten einige Phagen identifizieren, die vermutlich einen Wachstumsvorteil für S. aureus bieten. Zudem stellten sie fest, dass die Häufigkeit bestimmter Phagen mit zunehmender Entzündungsschwere bei AD-Betroffenen abnahm, was auf eine hautschützende Funktion dieser Bakteriophagen hinweisen könnte. Diese Erkenntnisse untermauern die zentrale Rolle von Phagen in Bakteriengemeinschaften und könnten ein Ansatzpunkt für neue Therapien sein. Bei anderen Erkrankungen, etwa chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, hat sich die Therapie mit Phagen in Studien bereits als wirksam erwiesen. Dieser Ansatz der Phagentherapie soll nun auch für die (äußerliche) Anwendung bei AD untersucht werden.