Bei einer Person ohne entsprechende Klinik ist eine adäquate Zuordnung von Testbefunden im Hinblick auf ihre klinische Relevanz nicht möglich. „Das heißt, die Anamnese des Patienten ist die Basis für alles, was danach folgt“, so PD Dr. Petra Zieglmayer, Wien.

Ein standardisierter Pricktest sei auch heute noch das Mittel der Wahl bei Personen, die mit der Fragestellung einer Typ-1-Allergie vorstellig werden, sofern keine Kontraindikationen vorliegen, so Zieglmayer. Die serologische Diagnostik ergänzt die Hauttestung oder ersetzt diese, wenn keine standardisierte Hauttestung verfügbar ist.

Die Bestimmung des Gesamt-Immunglobulin-E(IgE) erlaubt eine grundsätzliche Aussage über die allergische Reaktionsbereitschaft der Patientin oder des Patienten auf T-Helferzell-2(TH2)-Ebene. Bei bekannter Allergenquelle folgt die spezifische IgE-Diagnostik, welche eine Aussage über die bestehende Sensibilisierung auf einen Allergieauslöser wie Gräserpollen oder Kuhmilch ermöglicht. Dabei können nicht nur einzelne Allergenquellen, sondern mittels Komponentendiagnostik auch spezifisch einzelne Allergene aus einer Allergenquelle getestet werden.

Bei Medikamenten- und saisonalen Allergien muss der Testzeitpunkt berücksichtigt werden. „Wenn der Patient nicht mehr allergenexponiert ist, müssen Sie davon ausgehen, dass der IgE-Spiegel innerhalb von drei Monaten wieder nennenswert abfällt“, sagte Zieglmayer.

Bei Personen mit Polysensibilisierungen und möglichen Kreuzreaktivitäten, einer unübersichtlichen Anamnese oder nicht eindeutigen Ergebnissen in der Hauttestung können Multiplex-IgE-Tests zur Testung zahlreicher Einzelallergene auf mehreren Testfeldern eingesetzt werden. Auch bei unklarer Anaphylaxie und Patientinnen und Patienten mit schwerer atopischer Dermatitis sowie bei sehr hohem Gesamt-IgE-Spiegel kann in einem Macro-Array mit spezifischen Ergebnissen gerechnet werden. Das Verhältnis zwischen Gesamt-IgE und spezifischem IgE ist relevant, da bereits eine Bindung von 1 % des vorhandenen IgE zu einer halbmaximalen Mastzelldegranulation führt [Kleine-Tebbe J et al. Allergo J Int 2015;24:185-97].

Da ein Allergenextrakt eine Mischung verschiedener Allergene enthält, die für Testpersonen aber von unterschiedlicher klinischer Bedeutung sein können, muss zur Beantwortung spezifischer Fragen eine Komponentendiagnostik durchgeführt werden. Bei einer inhalativen Allergenquelle beantwortet die Komponentendiagnostik die Frage, welche Positivität sich in der Testung aus der Kreuzreaktivität ergibt und welche Immuntherapie geeignet ist.

Bei Nahrungsmittelallergien kann eine Komponentendiagnostik dazu beitragen, eine sekundäre Nahrungsmittelallergie mit einem überschaubaren Risikoprofil von einer genuinen Sensibilisierung mit einem hohen Anaphylaxierisiko zu unterscheiden.

Zieglmayer P. Gesamt-IgE, spezifisches IgE und Komponenten: Was müssen wir in der Praxis zu den Bestimmungsmethoden wissen? 18. Deutscher Allergiekongress, Bonn, 15. September 2023