Ein Forscherteam hat die globale Prävalenz des Stevens-Johnson-Syndroms und der toxischen epidermalen Nekrolyse im Zusammenhang mit Antibiotika untersucht. Ein Wirkstoff scheint besonders oft beteiligt zu sein.

Antibiotika gelten als wichtiger Risikofaktor für das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) beziehungsweise die toxische epidermale Nekrolyse (TEN), die mit einer Sterberate von bis zu 50 % zu den schwersten Arzneimittelreaktionen gehören. Das SJS ist definiert als Ablösung von weniger als 10 % der Haut, bei SJS/TEN sind es 10-30 % und bei TEN mindestens 30 %.

Die Auswertung internationaler Daten hat ergeben, dass 28 % der SJS/TEN-Erkrankungen weltweit mit Antibiotika in Verbindung stehen könnten. Zu diesem Ergebnis kamen kanadische Forschende, die in einer Metaanalyse die globale Prävalenz von Antibiotika-assoziierten SJS/TEN untersuchten. Sie bewerteten die Evidenzsicherheit mithilfe des GRADE-Ansatzes (Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation).

Gepoolte Daten aus 38 Studien mit knapp 3.000 Fällen aus mehr als 20 Ländern ergaben mit moderater Evidenzsicherheit einen Anteil von 28 % für Antibiotika-assoziierte Fälle von SJS/TEN. Davon waren die meisten (32 %) im Zusammenhang mit Sulfonamiden aufgetreten, gefolgt von Penicillinen (22 %), Cephalosporinen (11 %), Fluorchinolonen (4 %) und Makroliden (2 %).

86 % der SJS/TEN-Erkrankungen standen mit einem Medikament in Zusammenhang, während die anderen durch mehrere Arzneimittel, Infektionen oder andere Ursachen ausgelöst worden waren. Die einbezogenen Studien wiesen eine signifikante Heterogenität auf, die sich teilweise dadurch erklären ließ, dass sie von unterschiedlichen Kontinenten stammten (Europa, Nordamerika, Asien, Afrika und Australien).

Fazit: Antibiotika werden mit mehr als einem Viertel der SJS/TEN-Fälle weltweit in Verbindung gebracht; am häufigsten treten Antibiotika-assoziierte SJS/TEN-Erkrankungen unter Sulfonamiden auf. Um die Morbidität und Mortalität zu reduzieren, sollten Sulfonamid-Antibiotika laut dem Forschungsteam daher auf bestimmte Indikationen und begrenzte Zeiträume beschränkt werden. Zudem sollten Patientinnen und Patienten für SJS/TEN-Symptome sensibilisiert werden, damit diese früh erkannt und die Arzneimittel schnell abgesetzt werden können.

Lee EY et al. Worldwide Prevalence of Antibiotic-Associated Stevens-Johnson Syndrome and Toxic Epidermal Necrolysis: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Dermatol 2023;159:384-92