Melanozytäre Läsionen unklarer Dignität sind in der hautärztlichen Praxis eine Herausforderung. Eine niederländische Arbeitsgruppe hat sich mit dem klinischen Verlauf solcher Hautmale beschäftigt.

Das diagnostische Schicksal von Hautläsionen entscheidet sich gewöhnlich unter dem dermatopathologischen Mikroskop. Allerdings gibt die Histopathologie nicht immer erschöpfend Auskunft. Eine niederländische Arbeitsgruppe weist darauf hin, dass im mittleren histopathologischen Spektrum - von moderater über schwere Atypie bis zu In-situ- oder frühinvasivem Melanom - die Genauigkeit der Unterscheidung zwischen Gut und Böse nur bei 25-43 % liegt.

Schwierige Fälle werden seit einiger Zeit mit nicht weniger schwierigen Termini bezeichnet: "melanozytärer Tumor unklaren malignen Potenzials" (MELTUMP) oder "superfizielle atypische melanozytäre Proliferation unklarer Signifikanz" (SAMPUS).

Die Arbeitsgruppe hat sich 3.997 Fälle kutaner melanozytärer Läsionen angesehen, die in den Niederlanden zwischen 1991 und 2021 als MELTUMP oder SAMPUS diagnostiziert worden waren. 355 wurden nach Einholen einer zweiten Meinung aussortiert. Von den verbleibenden 3.642 Läsionen von 3.535 Patientinnen und Patienten wurden 46,3 % als MELTUMP und 53,7 % als SAMPUS eingestuft, etwas mehr als die Hälfte nach Einholen einer zweiten Meinung. 14,8 % der MELTUMP- und 23,0 % der SAMPUS-Betroffenen hatten bereits eine Melanomdiagnose in ihrer Anamnese.

Das Forschungsteam berechnete die MELTUMP-Inzidenz auf 8,5, jene von SAMPUS auf 17,0 Fälle pro Jahr und eine Million Einwohner. 44 Läsionen (1,6 %), darunter 29 MELTUMP und 15 SAMPUS, ließen Anzeichen eines Lokalrezidivs, einer Progression zum Melanom oder Metastasierung erkennen. In mehr als der Hälfte der Fälle war die Läsion zuerst als benigne klassifiziert und erst retrospektiv als MELTUMP (elf Fälle) oder SAMPUS (zwölf Fälle) diagnostiziert worden. 0,7 % der mit MELTUMP und 0 % der mit SAMPUS diagnostizierten Personen entwickelten Metastasen, insgesamt betroffen waren 0,7 % aller MELTUMP- und SAMPUS-Fälle. Die Klonalität wurde jedoch nicht bestätigt, auch wurden die für die Studie verwendeten Schnitte nicht zentralisiert überprüft.

Fazit: 0,7 % der mit MELTUMP und 0 % der mit SAMPUS diagnostizierten Personen entwickelten Metastasen. Damit besitzen MELTUMP ein geringes und SAMPUS kein malignes Potenzial.

Vermariën-Wang J et al. Ambiguous melanocytic lesions: a retrospective cohort study of incidence and outcome of MELTUMP and SAMPUS in the Netherlands. J Am Acad Dermatol 2022;88:602-8