Eine allergenspezifische Immuntherapie (AIT) wirkt nach aktuellem Stand, indem sie allergenspezifische Immunglobulin(Ig)G-/IgA-Antikörper, regulatorische T-Zellen (Treg) sowie regulatorische B-Zellen (Breg) induziert und Effektorzellen supprimiert, berichtete Prof. Randolf Brehler aus Münster [Satitsuksanoa P et al. Allergol Select 2022;6:259-66]. Während IgE-Antikörper eine zentrale Rolle für Allergien spielen und die Soforttypallergie definieren, gelten IgG-Antikörper als schützend, erläuterte Brehler. Wie in einer aktuellen Studie gezeigt wurde, induzieren subkutane und sublinguale Immuntherapien (SCIT bzw. SLIT) allergenspezifische IgG-Antikörper. Die Wirksamkeit der AIT korreliert dabei nicht mit der Konzentration spezifischer IgG-Antikörper im Serum, da Antikörper auch gegen nicht relevante Epitope auf Allergenen gebildet werden [Shamji MH et al. Allergy 2021;76:3627-41].

Die Tatsache, dass mütterliche allergenspezifische IgG-Antikörper das Kind in Utero und via Muttermilch vor Sensibilisierungen und Allergien schützen und Antikörper einen Schutz des Kindes vor der Entwicklung von Allergien darstellen, könnte ein Argument dafür sein, eine AIT in Schwangerschaft und Stillzeit fortzuführen. Schließlich gehen auch im Rahmen einer AIT induzierte IgG-Antikörper von der Mutter auf das Kind über, argumentierte Brehler.

2022 wurde auch die lange erwartete neue S2k-Leitlinie zur AIT publiziert [Pfaar O et al. Allergol Select 2022;6:167-232]. Darin werden Indikationen und Kontraindikationen der AIT und eine Auswahl von Therapieallergenen auf Basis der derzeitigen Evidenzlage thematisiert. Für die individuelle Entscheidung, welches Allergenprodukt eingesetzt wird, soll laut Leitlinie zum einen die Studienlage berücksichtigt werden und zum anderen sollen möglichst Extrakte mit in adäquaten Studien belegter Wirksamkeit verwendet werden. Als Entscheidungshilfe bieten sich hierbei die in der Leitlinie publizierten Tabellen an, fasste Brehler in seinem Fazit für Klinik und Praxis zusammen.

Brehler R. SCIT und SLIT mit Aeroallergenen. Allergo Update 2023