Die atopische Dermatitis (AD) ist eine weitverbreitete Komorbidität bei Allergien und eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Hautkrankheiten. Anhand von T-Zell-Rezeptor-Sequenzierungen konnte kürzlich gezeigt werden, dass es sich bei der AD im Gegensatz zur Systemerkrankung Psoriasis um eine hautspezifische, allergenbedingte Erkrankung handelt [Roesner LM et al. Allergy 2022;77:2737-47]. Insgesamt liegt eine "hoch entzündliche Situation bei dieser Hautkrankheit vor, bei der nicht nur die T-Zellen involviert sind, sondern auch Fibroblasten, Perizyten und Keratinozyten", wie Prof. Thomas Werfel, Hannover, erläuterte.

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Die Barrierestörung bei atopischer Dermatitis sollte früh behandelt werden, um das Risiko einer Sensibilisierung über die Haut zu reduzieren.

Das erklärt, weshalb es übergreifende Therapien gibt, die sowohl bei Allergien als auch AD wirken und umgekehrt. Etwa die allergenspezifische Immuntherapie (AIT), zu der es viele kleine Studien gibt, in denen mehrheitlich positive Effekte auf den Schweregrad der AD festgestellt wurden. Allerdings fehlt es hier immer noch an den nötigen Zulassungen, um eine isoliert bestehende AD mit AIT behandeln zu können - wer dies tut, bewegt sich off-label, betonte Werfel. Aktuell ist eine AIT bei AD nur indiziert, wenn "klinisch relevante Sensibilisierungen gegen Aeroallergene bei zusätzlicher respiratorischer Symptomatik" bestehen, so der Dermatologe.

Aeroallergenspezifische Sensibilisierungen sind bei AD jedoch häufig. Besonders gefährdet hierfür sind Personen mit schwerer und früh einsetzender (vor dem 1. Geburtstag) AD, erklärte Werfel. In einer dänischen Studie [Schoos AMM et al. Allergy 2022;77:1254-62] hatten Kinder mit früh auftretender, schwerer AD im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren häufiger aeroallergenspezifische Sensibilisierungen (Odds Ratio [OR]: 1,68; p = 0,02). Auch schwere allergische Rhinitis war in dieser Gruppe im Kindesalter signifikant häufiger (OR: 1,56, p = 0,04).

Aufgrund der Hautbarrierestörung wird vermutet, dass bei AD generell "die Gefahr der Sensibilisierung, auch direkt über die Haut, erhöht sein könnte", sagte Werfel. Daher sollte die Barrierestörung möglichst früh und mit der richtigen Basistherapie behandelt werden. Auf welcher Grundlage die angewendete Hautpflege basiert, scheint dabei weniger wichtig zu sein. Zumindest legt dies das Ergebnis einer randomisierten parallelen Gruppenstudie nahe, in der Kinder mit Ekzemen entweder mit Lotion, Creme, Salbe oder Gel behandelt wurden [Ridd MJ et al. Lancet Child Adolesc Health 2022;6:522-32]. Darin konnte nach 16 Wochen hinsichtlich Schweregrad des Ekzems und unerwünschten Ereignissen kein Unterschied in den Studienarmen festgestellt werden. Natürlich sollte bei sehr trockener Haut eher fette Salbe verschrieben werden, bei nässender Haut eher Lotion - wenn eine Person mit AD aber beispielsweise eine Lieblingscreme hat, sollte man dies nicht zu streng sehen und locker bleiben, meinte Werfel. Sein Fazit: "Hauptsache es kommt etwas drauf, was die Barriere ein bisschen unterstützt." Das Wichtigste sei, dass die Patientin oder der Patient gut mit der Basistherapie klarkomme und sie regelmäßig anwende.

Werfel T. Atopische Dermatitis. Allergo Update 2023