Das tägliche Eincremen ist bei atopischer Dermatitis das A und O. Doch kann die prophylaktische Hautpflege bei Neugeborenen mit einem erhöhten Risiko die Entwicklung der Neurodermitis auch ganz verhindern?

Eine atopische Dermatitis (AD) manifestiert sich in der Regel nach dem dritten Lebensmonat. Deshalb liegt die Annahme nahe, dass das tägliche Eincremen von prädisponierten Babys ab dem Neugeborenenalter die Entwicklung einer AD abwenden könnte. Diese Vermutung hat sich in einer deutschen Studie als falsch herausgestellt. Darin wurde die Wirkung einer standardisierten Hautpflege in einer prospektiven, randomisierten und für die Forschenden verblindeten Studie begutachtet.

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Hautpflege kann die Entwicklung einer Neurodermitis bei prädisponierten Kindern nicht verhindern.

Dazu teilten die Forschenden 150 gesunde Neugeborene, die nicht älter als 14 Tage waren, im Verhältnis 1:1 in zwei Gruppen ein: In der ersten Gruppe sollten die Säuglinge täglich mit "HiPP Babysanft Pflegemilch" (mit 21 % Glycerin) am gesamten Körper plus Gesicht eingecremt und ausschließlich mit "HiPP Babysanft Pflegebad" gebadet werden. In der Kontrollgruppe wendeten die Eltern eine Hautpflege nach eigenem Gusto an, sie durften dabei jegliche Pflegeprodukte verwenden. Die Interventionen sollten in beiden Gruppen ein Jahr lang angewendet werden, ein weiteres Jahr wurden die Kinder nachbeobachtet. Sämtliche untersuchten Neugeborenen hatten ein erhöhtes Risiko, an AD zu erkranken. Nach der Eingangsuntersuchung wurden Check-ups im Alter von einem, drei, sechs, zwölf und 24 Monaten durchgeführt.

In der Intention-to-treat-Analyse (150 Neugeborene) ergab sich eine kumulative Inzidenz von 10,6 % nach einem Jahr und 19,5 % nach zwei Jahren in der gesamten Studienpopulation. Sowohl in der regelmäßig eingecremten Gruppe als auch in der Kontrollgruppe betrug die kumulative Inzidenz nach einem Jahr 10,6 %. Somit gab es keinen statistisch signifikanten Unterschied.

In der Per-Protocol-Analyse, die sich auf die 91 Babys mit protokollgemäßer Behandlung beschränkte, lag die kumulative Inzidenz bei 7,5 % in der Gruppe mit Intervention und 7,8 % in der Vergleichsgruppe, ein ebenfalls statistisch nicht signifikanter Unterschied.

Die Hautbarriere der Interventions- und der Kontrollgruppe, gemessen an den Parametern pH und "transepidermal water loss" (TEWL), war ebenfalls vergleichbar.

Fazit: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das regelmäßige Eincremen während des ersten Lebensjahres das AD-Risiko bei prädisponierten Säuglingen nicht verringert. Gleichzeitig gab es in der Studie jedoch auch keine Hinweise darauf, dass eine standardisierte Hautpflege die Entwicklung und Reifung der Hautbarriere verzögert oder zusätzliche Schäden verursacht.

Kottner J et al. Effectiveness of a standardized skin care regimen to prevent atopic dermatitis in infants at risk for atopy: a randomized, pragmatic, parallel-group study. J Eur Acad Dermatol Venereol 2023;37:540-8